Gartencenter 98/99

Gartencenter 98/99

Wieder eine Floristen Story aus meiner Zeit als aktive Berufs-Floristin.

In der Südsee (Cook Islands) verlief die Zeit im Sande und wir merkten, dass sich unsere Träume dort mehr und mehr als Schäume aufbrauchten. Wir waren dabei, einen grossen Garten anzulegen
(Nov. 97 bis April 98) für ein neues Hotel Crown Beach
(hat mittlerweile einige Male den Besitzer gewechselt), das wir führen sollten…sobald es fertig war.

Visitenkarten waren parat

Alles sehr vielversprechend, eigentlich.
Der Garten war irgendwann fertig, bei dem Hotel aber erst der zweite Bungalow.

 

Wir sind im Leben schon immer sehr realistisch gewesen und sahen, wie unsere Ersparnisse jeden Tag weniger wurden, und als die Löhne von unseren Arbeitgebern und den anderen Angestellten nicht mehr bezahlt wurden, haben wir schnell gehandelt.
Flugtickets nach Frankfurt gekauft und innerhalb von 2 Wochen waren wir mit einem Mietauto von Frankfurt Airport Richtung Schweiz unterwegs. Cash hatten wir nur wenig in der Tasche.

Good bye Rarotonga kia orana

Kaum Geldreserven (total hatten wir 1300 CHF auf unserem Schweizer Hochzeitskonto) und keinen Job, machte uns keine Angst; wir hatten ja uns und das macht ja zuversichtlich.
Felix Mutter hatte schon geschaut, ob irgendwer auf der Suche nach einem Koch war.
Nicht allzu weit ihres Wohnortes, wo wir im Hobbyraum einquartiert waren, gab es eine freie Stelle: in Kaiserstuhl.

Kaiserstuhl kleinste Stadt der Schweiz.

Es war April, schönes Wetter, also fuhren wir hin.
Uns gefiel das schöne Städtli im Aargau gut. Wir haben eine Tasse Café getrunken beim besagten Wirtshaus in dem sie einen Koch suchten und kurz danach hatte Felix den Job. Auf dem Rückweg zum Bahnhof sahen wir einen Zettel in einem Fenster mit der Info, eine teilmöblierte Wohnung sei dort zu mieten.
Direkt geklingelt und besichtig, coole Dachwohnung mit Freibalken und Individualität.
So waren wir erfolgreich wieder in den Zug gestiegen zu Felix Mutter und zogen nach 3 Tagen aus dem Hobbyraum, der nach Heizungskeller roch, in eine wunderschöne Wohnung in der Hauptgasse in Kaiserstuhl.
Wir brauchten vorerst nur eine Matratze bei IKEA zu kaufen, alles andere war vorhanden oder schnell ausgeliehen von unserem Vermieter
Eric Bachmann.
Eine Mietkaution konnten wir nach ersten Löhnen hinterlegen auf ein Konto, das war für Eric kein Problem.
Auch er als Fotograf war Weltenbummler und daher kulant und entgegenkommend.

Angekommen im Neuen Leben

 

Zu der Zeit wohnten viele Kulturell und Kunstinteressierte in Kaiserstuhl, um einige zu nennen:
Dieter (Max) Moor, Dietmar Schönherr & Vivi Bach, Familie Richner, Ehepaar Martin und Thesi Eberhard…nur eine Auswahl…man kannte sich und es war eine Illustrere weltoffene Ansammlung…insgesamt hatte Kaiserstuhl zu der Zeit ca. 400 Bewohner.

Hausrat

Einige Wenigkeiten an Hausrat hatten wir ja in unserem Gepäck, welches wir noch aus unseren Arbeitsjahren in der Südsee dabei hatten.
Wir sind nie umgezogen mit Containern oder so, immer nur mit dem Maximum an Gepäck und Kilogramm, was erlaubt war.
Damals noch 32 Kg pro Person. Ohne Handgepäck.
Wir sind ja auch noch nie ausgewandert oder so sondern haben als Gastarbeiter in unseren Berufen im Ausland gearbeitet.
Die Unterkünfte waren meistens von den Arbeitgebern gestellt. Teils möbliert.
Nun das ging ja wieder mal recht flott.
Wenn man die Hände frei hat kann man halt auch schnell zupacken.

…unsere Einrichtung hatte natürlich einen Südsee Flair.

Nun brauchte ich nur noch einen Job. Es gab einige aber in der Nähe von Kaiserstuhl nichts Passendes als Florist. Nach Probearbeiten in Zürich habe ich mich dann schlussendlich für eine Stelle als leitende Floristin in einem Familiär geleiteten Gartencenter Künzli in Aadorf/ Thurgau entschieden.

 

100% Florist Job im Thurgau

Da ich immer antizyklisch im Strassen Verkehr unterwegs war, waren die 40 Minuten Fahrt kein Problem.
Das Problem, ein Auto ohne Geld, ohne Kreditkarten, ohne Sicherheiten zu kaufen lösten wir mit sehr viel Glück.
Ein Autodealer in Bachenbülach half uns dabei.
Dieser nette Mensch hat uns auf seine eigene Kappe (und auch noch selbst dafür gebürgt) einen Golf Kombi verkauft. Wir wollten die Verwandtschaft nicht anpumpen und es wurde uns auch nichts von sich aus angeboten, da kam uns dieser nette Mann sehr entgegen.

Soweit musste ich jetzt ausholen denn sonst wäre es eine Geschichte ohne Zusammenhang für Euch.
Und da ich ja meine erlebten Geschichten/Florist Storys schon nicht der Reihe nach schreibe braucht es etwas Einleitung.
Gatencenter Künzli war also mein erster Arbeitgeber in der Schweiz, ausser natürlich die Wintersaison in St. Moritz im Winter 96/97.
Vorher waren wir ja seit 1994 in Rarotonga. Felix und ich hatten 1996 geheiratet in der Südsee aber ich war natürlich erstmal mit Ausländerausweis C in der Schweiz unterwegs.

Auflagen und Hürden genommen

Da musste Frau Künzli, als sie mich anstellte, angeben, dass es im Thurgau oder im Nachbarkanton Zürich zu dem Zeitpunkt keine geeignete Schweizer Floristin gab, die verfügbar war.

Ja ja so war das damals.

Aber ich hatte Glück, eine sehr bodenständige nette Familie war die Firma Künzli.
Allem voran die kleine quirlige Doris Künzli, eine flotte Frau mit verschmitzten Lächeln die alle Zügel in der Hand hatte.
Die Firma wurde 1936 gegründet und 1993 direkt neben dem Freibad in Aadorf entstand das Gartencenter.

 

Schön aufgeteilt war es im Gartencenter und gut durchdacht,
alles Wichtige auf einer Ebene.

 

Gut durchdacht

Verkaufsfläche Gartencenter Künzli 1998

 

 

Im zentralen Gebäude des Blumenladens im UG Pflanzenschutz & Hilfsmittel Verkaufsstelle und Kunden WC und über dem Blumenladen im OG die Büro und Besprechungsräume.
Verbunden wurde dieses über eine grosse Wendeltreppe.
Direkt anschliessend war das Verkaufsgewächshaus mit Floristen Arbeitstisch unter dem Glasdach, und Indoor Pflanzen Punkte Farblich Platziert mit Übertöpfen.
Aber auch Pflanztische mit Grünpflanzen und blühenden Zimmerfreuden mit Wurzeln.
Dahinter eine Ladehalle und die Produktionsgewächshäuser.
Herrlich gemütlich war jeden Morgen das Ritual zusammen einen Kaffee zu trinken zum Znüni.

Znüni

Diese Sitzecke war direkt im Verkaufsgewächshaus und man hatte Blick zum Laden. Falls jemand in der Zeit als Kunde reinkam ging schnell jemand bedienen. Die Znüni Ecke hatte einen Kaffee Vollautomat und jeder der im Verkauf arbeitete erhielt an dem aktuellen Arbeitstag einen goldigen Jeton für ein gratis Getränk. Somit konnte auch ein Kunde dort mal verweilen und sich mit aktueller Lesebroschüre und einen Getränk eine Pause gönnen, für einen sehr moderaten Preis.
Weitere Getränke zahlten die Mitarbeiter dann selber, zum Zvieri oder so.
Die Zeit der 15 minütigen Pause war Arbeitszeit und Arbeitsbesprechung für den Tag und wie bei so vielen Betrieben in der Schweiz ein fester/ wichtiger Bestandteil im Tagesablauf.

Tolles Team Sandra, Marion und Denise

 

Meine Anstellung startete im Mai und ich freute mich extrem, denn direkt neben dem Gartencenter hatte es ein Freibad so schön und leer.
Jeden Mittag ging ich schwimmen, sogar wenn es regnete.
Ich hatte zwar keine Lagune wie in der Südsee aber Wasser und das jeden Mittag für über eine Stunde. Meine Beine sind wirklich nicht schön (waren sie noch nie, werden sie nie) aber bei Wassergymnastik und anderen Bewegungen erträglich. 

Sommer Schnitt Flor

marion-like.com
Vielfalt zum schneiden für Floristik

 

Der Sommer und die Sommerblumen Zeit war ein Traum und viele eigene Schnittblumen Kulturen bescherten uns Floristen eine grosse Vielfalt zum Gestalten.
Was will man mehr, und ich war sehr glücklich, denn nach meiner Zeit in der Südsee war es bei Künzlis doch auch ein wenig wie bei Fleur Wüst in Luxenbourg, wo es auch Familiär und kreativ unter einem Dach war.
Dort in Luxenbourg war ich von 1990 bis 1993, bevor ich in den Pazifik ging und ich freue mich jetzt schon auf die Florist Story über die Zeit dort zu schreiben.

…auch mit dem Gärtnerteam war es lustig, hier mit Marcel.

 

Das Team: sehr gut und fachlich uptodate.
Als ausgelernte Floristin war da Denise: so eine freudige, ruhige, kreative junge Frau mit einem flotten grafischen Kurzhaarschnitt.
Die Farbe konnte immer mal variieren und manchmal war es nach dem Wochenende eine Überraschung, mit welchem Kopf man am Arbeitstisch steht, aber garantiert gute Laune hatte sie immer.
Das Geschäft hatte damals noch direkt im Dorf eine Filiale, welche von Sandy ruhig und zuverlässig geführt wurde.
Die Auszubildende Sandra war mal dort oder bei uns.
Das fand ich ein gutes Rotation System, denn auch wenn die Geschäfte nahe beieinander waren, so ist es doch in einem Blumenladen im Städtli anders als in einem Gartencenter.
Jede ausgelernte Floristin vermittelt ihr Wissen wieder anders.
Auch unsere Chefin Doris Künzli (mit Ihr war ich ab letzten Arbeitstag per Du also Dorli) arbeitete als Floristin im Laden mit.
Sehr gerne auch bei der Orchidee Ecke im Verkaufsgewächshaus oder dort wo es sie brauchte, als Bernerin hatte sie einen lustigen Dialekt.
Berndüütsch und Thurgauerisch.

Damals ganz trendy: Reeb/ Mühlebeckia in gold mit Lichterketten drin.

 

Aufteilung :
Vor dem Laden waren saisonale Topfblumen (hauptsächlich eigene Produktion oder aus der Region) und gepflanzte Gefässe im überdachten Bereich direkt vor der Ladentür. In der Hochsaison war dort direkt eine Aussenkasse in der Nebensaison wurde alles über die Ladenkasse getippt und abgewickelt.
Im Sommer gab es auch Gemüse Setzlinge, und ich denke immer gerne daran weil Felix Grossvater und seine Frau, Grosi und Tädi, aus Zürich gekommen sind und Setzlinge gekauft haben.
Der Weg war das Ziel und nach einem kleinen Schwatz mit mir fuhren sie die 35 km wieder nach Hause mit Setzlingen für 4.80 CHF.
Nach 2 Wochen wurde dann wieder gesetzt. So hatten sie immer frische Salate und nie zu viel miteinander erntereif. Und einen Grund, mich zu besuchen.

Kundschaft

Im Blumenladen war immer Kundschaft.
Wir hatten dort auch immer eine schöne Auswahl an fertigen Sträussen parat. Ein paar Gebinde formal lienal, einige rundgebundene und auch schon etwas Quergebundenes oder andere Stilrichtungen.
Aber mindestens 15 Sträusse in verschiedenen Preisklassen waren parat. Sonst hat man auf Wunsch des Kunden direkt etwas gebunden.
Natürlich auch gesteckte Körbchen aus Resten. Die Auszubildende musste ja in die Materie eingeführt werden. Wenn das Parat war und genug Reserve im Kühler stand, fing man mit Bestellungen für den folgenden Tag an, Trauerfloristik…Brautfloristik usw.

Blumen für Freud und Leid

Brautstrauss Bestellung 1998…auch da hatte ich weisses Sisal schon gerne.

 

Sprach Missverständnisse

Da ich ja hochdeutsch geredet habe (das mache ich auch heute noch…aber jetzt verstehe ich jeden Dialekt, sogar Walliser) gab es natürlich auch Sprach-Missverständnisse. Ich erinnere mich genau, als ein älterer Herr mal im Laden nach einem Chriesibaum gefragt hat. Ich hatte gedacht, er meint Christbaum und sagte ihm verwundert, dass die momentan nicht in Saison sind. Er meinte aber einen Kirschbaum und das war sehr wohl Pflanzsaison. Oder ein Kind hat einmal ganz laut angefangen zu weinen und dicke Tränen vergossen, da dachte ich sofort an eigeklemmte Finger in der automatischen Eingangstür. Aber als ich mit einem kalten, in Wasser getauchten Tuch kam, sagte das Kind der Mutter, es würde weinen weil die Frau so schwätzt. Das Kind hat wirklich so geweint wegen meiner Sprache. In der heutigen Schweiz mit über 25% Ausländer Anteil passiert das wohl nicht mehr.

Sprachprobleme gab es auch beim Bruder vom Chef, dem Gusti.
Aber nicht wegen dem Dialekt sondern wegen seiner Wortkargheit…

Grill Ritual am Samstag

 

Gusti hat Blumen geliefert und samstags in der Sommersaison für alle Mitarbeiter eine Glut beim Grill im Schaugarten vorbereitet, damit wir in der Mittagspause mitgebrachte Grilladen schnell zubereiten konnten.
Toll, so etwas gab es nur bei Künzli.

Berufskleidung

 

Es war eine schöne Zeit im Gartencenter Künzli und ich genoss die regelmässigen Wochenabläufe mit sonntags und dienstags frei.
Felix hatte am Dienstag und Mittwoch frei.
Daher war unser gemeinsamer freier Tag am Dienstag. Wandern, Schwimmen im Rhein, Grillen und Velo fahren.
Zu zweit frei war und ist uns immer ganz wichtig.
Da Felix damals 100% als Koch arbeitete, sahen wir uns ja auch nicht am Abend und somit gab es bei gemeinsamen frei auch immer viel zu erzählen.

…wir genossen unseren kleinen Garten hinter dem Haus, ca. 4qm klein.

 

In unserer Wohnung in Kaiserstuhl flatterten die ersten Rechnungen rein und Felix hatte bis dato ja keinen Bezug zu solchen kontinuierlichen Rechnungen. Er war als 20 jähriger ins Ausland gegangen und kam 10 Jahre später in die Schweiz zurück.
In den Ländern, in denen er arbeitete bevor wir in der Schweiz angekommen sind, wurde alles direkt vom Lohn abgezogen.
Und davor in der Schweiz als Auszubildender wohnte er Zuhause oder in einem Zimmer des Arbeitgebers.

Rechnungen, Krankenversicherung usw.

Felix gewöhnte sich an den Lebensstandard in seinem neuen geregelten Leben.
Aber wir waren in der Südsee so locker unterwegs gewesen,
alles per Du und NO WORRIES.
An einige seltsame Eigenheiten in der Schweiz mussten wir uns erst sehr gewöhnen. Das siezen fremder Leute, zum Beispiel und dass, wenn man etwas anspricht, man sich im Vorfeld schon Gedanken über die Konsequenzen oder ob es eventuell falsch ankommen könnte macht. Oder überhaupt wie es ankommt. Etwas womit ich als gebürtige Westfälin auch am Anfang in der Schweiz meine Probleme hatte.

Andere Länder, andere Sitten

Ich bin sehr direkt und daher kommt man schnell in die Schublade, grob zu sein.
Aber ich bin extrem fein fühlend, aber durch die Sprache ohne Verniedlichungen tönt es in der Schweiz halt oft hart und oberflächig. Manche Fettnäpfchen habe ich nicht nur betreten sondern mich reingesetzt…und dann braucht es zum Teil lange um das wieder auszugleichen und die Balance herzustellen.
Etwas was ich im Laufe meiner bis jetzt 23 Jahre in der Schweiz nach und nach gelernt habe.

Am freien Tag ging es immer mal wieder ins Appenzeller Land, auch heute noch auf unserer Agenda.

 

Schweiz:
Unbegrenzte Freizeit Möglichkeiten

Ich kann mich erinnern, dass wir im Sommer 1998 unseren ersten Urlaub gemacht haben und zwar natürlich bei Familie und Freunden in Paderborn und in den Niederlanden in der Provinz Nordholland.
Toll mal wieder so in der Nähe der Familie zu sein als auf der anderen Seite der Welt zu leben. Aber verwunderlich auch: wenn man nah ist kann man ja jeder Zeit hinfahren.
Mit Felix Mutter hatten wir mehr Kontakt als wir noch in der Südsee lebten. Oder es lag vielleicht daran, dass sie sich genau in der Zeit frisch verliebt hatte.
Wir sahen sie auf jeden Fall sehr selten.

Euphorbia pulcherrima:
blühen in der Südsee im Juni

Weihnachsterne aus eigener Produktion

 

Es wurde Herbst und damit stiegen die Vorbereitungen für die Adventausstellung im Gartencenter.
Es wurde gemeinsam geplant und besprochen wer welches Farbthema umsetzten darf und welche Jöbli erledigt werden mussten.
Da durfte dann natürlich auch das Gärtnerteam mitarbeiteten im kreativ Bereich.
Gut vorbereitet starteten wir und es wurde ein voller Erfolg.
Damals hatten Künzli neben hochwertigen, unikaten Floristik Produkten aus Eigenherstellung auch Paletten Displays mit, zum Beispiel, Reeb Sternen mit eingearbeiteter Lichterketten.
Natürlich in verschiedenen Grössen und Farben.
Ein tolles Ambiente umgeben von Weihnachtssternen aus eigener Produktion.
Den Aufbau und die Displays für handgemalte Kugeln mit ganzen Landschaften drauf, machte dann Dorli Künzli selber. Leider habe ich die Kugel, die sie mir damals schenkte, nicht mehr.
Aber ich erinnere mich genau an die Kugel.
Blauer Himmel und darunter eine weihnachtliches Dorf mit beleuchteten Fenstern war kunstvoll darauf gemalt.

Jahreszeiten: Advent Floristik

Die Advent Floristik wurde für Kundschaft nach Farbwunsch auf Bestellung gefertigt. Nach Grössen und Stilangaben anhand der Ausstellungsgegenstände. Fertige Produkte der Ausstellung konnten ab Montag nach der Ausstellung abgeholt werden und die Nachbestellungen dann termingerecht bis zum ersten Advent.
Die strengste Woche im Jahr der Floristik. Wenn dann noch eine Beerdigung mit Blumenbestellung und weiteres ungeplant kommt schafft man alles nur als gutes Team.
Ein gutes Team das waren wir, und sind zum Teil immer noch im Kontakt gell Denise…

Floristik ist keine Zauberei

Viele Kunden wissen ja gar nicht, dass Floristik ein kreatives Handwerk mit verderblicher Ware ist.
Ja klar, ein Florist ist immer flexibel aber Zauberei ist es keine…sondern Auftragsarbeit in einem kreativen Sektor.
Zutaten und Materialien müssen im Vorfeld auf Blumengrossmärkten und bei Zulieferfirmen organisiert werden.
Tägliches fahren zum Blumengrossmarkt morgens um 5 Uhr.
Ich habe mich immer gewundert, dass Kunden nicht so früh wie möglich vorbestellt haben, wenn es möglich war.
Also nicht zum Beispiel heute kommen und morgen früh abholen und dann sagen: „Aber ich habe doch bestellt“.
Nicht falsch verstehen, aber beim Metzger bestellt man ja auch früh genug.

In Neftenbach (halbe Strecke zwischen Kaiserstuhl und Aadorf) bei einer kleinen Blumenbörse, trafen Dorli und ich uns jeden Morgen.
Sie hatte schon eingekauft und ich durfte noch etwas aussuchen was mir gefallen hat.
Dann gab es einen Café im Stehen und wir trafen uns dann im Gartencenter, auf der Autobahn habe ich sie überholt oder sie mich…immer mit lächeln und winken.

Alex

Alex Künzli 2020

 

Als ich bei Künzli gearbeitet habe war der heutige Inhaber Alex
(Sohn von Erwin & Dorli Künzli) gerade in seiner Ausbildung zum Florist in einer anderen Firma.
Einmal hatten wir eine grosse Menge längliche Tischgestecke auf Vorbestellung.
Da Alex Zeit hatte, entschied Dorli, dass Ihr Spross diese fertigen sollte. Wir haben das Muster gemacht, die Zutaten organisiert und in der Ladehalle hinten bei den Gärtnern war der grosse Tisch zum Produzieren bereit. Ich war vorne im Laden beschäftigt und ging immer mal wieder die Tischgesteck Gruppe bei ihrer Arbeit kontrollieren.
Der erste CC Wagen war gefüllt mit Gestecken aber irgendwie wurde nicht mehr länglich gearbeitet sondern die Gestecke sind nach und nach von länglich zu oval und zum Schluss fast rund gesteckt worden.
Schnell wurde drüber gelacht… und jedes Gesteck umgearbeitet bevor die Chefin es gemerkt hatte…

Ups, kann passieren

Ich kenne solche Fehler von mir selber und von anderen.
Wenn man zum Beispiel eine grosse Menge Tischdekoration wie am Fliessband produziert, also immer etwa sechs Stück gleichzeitig.
Erst das Grün, und dann nach und nach immer nur eine Sorte Blumen.
Das ist besser als jedes Gesteck anfangen und bis zum Schluss fertigen.
Je nach Platzgrösse des Arbeitstisches, ist das sehr rationell.
Aber so etwas kann passieren, wenn man dann noch redet und sich ablenken lässt…

Ich habe in meinem Floristen Leben nur mit einer Person zusammen gearbeitet, die Gestecke alle tupfen gleich gearbeitet hat, schnell war und auch kaum hingeschaut hat. Und gleichzeitig erzählt hat. Und bei der auch keine Steckmasse sichtbar war. Das war ANKE in Luxemburg bei
Fleur Wüst. Diese Story dazu folgt bald.

Die Zeit verging wie im Flug und Felix und ich hatten uns gut eingelebt in der Schweiz. Ein Neues Jahrtausend stand vor der Tür.

Marion, Ria und Norbert Potthast
Meine Eltern: Ria und Norbert Potthast zu Besuch bei Künzli 1999.

 

Spontan habe ich im Oktober 1999 gekündigt, ich glaube es war nach einem Wortgefecht.
Irgendwie standen die Zeichen zum Gehen, aber im Guten und Freundlichen.
Ich werde nie vergessen, was ich bei Künzli alles für mein Leben in der Schweiz als Floristin gelernt habe und bin dafür unendlich dankbar.

Ich habe alle meine Berufs Zeugnisse in einer dicken Mappe.

 

Am selben Tag in der Mittagspause habe ich aus einer Telefonzelle auf folgendes Inserat angerufen:

Inserat welches mit angesprochen hat, und auf welches ich geantwortet habe 1999.

 

Am darauffolgenden Dienstag war bereits das Vorstellungsgespräch mit Rita Meier, und ich hatte einen neuen Job ab Februar 2000 im
Blumenland Meier.

Im Gartencenter hatte ich eine sehr schöne Zeit bis zu meinem letzten Arbeitstag am 24.12.1999. Vollgepackt mit Weihnachts- und Abschiedsgeschenken ging es an dem Tag nach Hause.

Jahrtausendwende

Zu der Zeit hatten alle Angst, was Silvester 99/00 passiert könnte,
wegen der Jahrtausendwende.
Abstürze im Internet wurden vorausgesagt oder auch Verluste aller Bankdaten. Weltweiter Blackout uns so weiter.
Nichts ist passiert, aber auf Nummer sicher haben wir unsere Reise nach Australien und in die Südsee erst am 02.01.2000 angetreten und danach im Februar im Blumenland zu starten.
Wir haben immer schon die Zeit zwischen zwei Jobs genutzt um zu Reisen.

Gebrauchsgegenstand Reisepass

 

Mein Reisepass von damals hat kein leeres Blatt mehr, alle Seiten waren vollgestempelt.
Heute wo Reisen wegen Corona nicht oder nur eingeschränkt möglich und sehr kompliziert ist, bin ich froh, in meinem Leben so viel gereist zu sein.
Soviel, wie möglich war.
Bei Air New Zealand hatten wir so viele Air Points, dass wir immer automatisch einen Business Class Upgrade bekommen haben und um die ganze Welt fliegen konnten, war toll!

Ich hoffe es hat Euch gefallen meine Geschichte aus dem Nähkästchen über Erlebtes als Floristin und unternehmungsfreudiges Wesen.

…weitere veröffentliche Storys aus meinem Floristenleben sind hier auf meinem Blog erschienen:
St. Moritz Winter 96/97
1988 Goldmedaille
Südsee Florist Marion
Florist Ausbildung
Gerne weitersagen…weitere Florist Storys folgen am besten zum Newsletter anmelden und keine mehr verpassen…
ob Story oder DIY…

blumige Grüsse und passt auf Euch auf

Eure Marion

Florist Ausbildung

Florist Ausbildung

…wie alles begann…

1984 begann ich meine Berufsausbildung zum Florist bei meiner
Mutter Ria Potthast im elterlichen Betrieb bis 1987.
Grossgeworden und aufgewachsen in einer Gärtnerei mit Blumenladen lag es nahe, sich in dem Bereich beruflich zu verwirklichen.
Meine Eltern übernahmen 1974 die Gärtnerei Potthast von den Eltern meines Vaters, und führten es als 3. Generation weiter.
Die Gärtnerei besteht immer noch, meine Schwester Katrin ist die 4. Generation.
Aber am meisten geprägt hat meine Mutter Ria Potthast geb. Drewes den Betrieb,
den sie 38 Jahre geführt hat,
und in dem sie über 50 Jahre aktiv mitgearbeitet hat.

Chapeau! Mama

Von der Wiege an, sozusagen….schon die Liebe zur Natur & die Kreativität mit der Natur gelernt – unendlich dankbar dafür bin ich.
Da meine Mutter als Florist- Meisterin und Ausbildnerin für die Branche weit über den Landkreis bekannt war (sie hat total über 100 Floristen ausgebildet), lag es auf der Hand, nicht woanders meinen Wunschberuf zu starten.

…mit meinem Bruder und meiner kleinen Schwester, eine Dekoration evtl.für die Paderhalle?
ca.1978

Florist mein Traumberuf

Auch der Gärtner Beruf gefiel mir, aber die Kommunikation mit Menschen und diese in allen Lebenssituationen mit blumigen saisonalen Dingen zu beglücken, lag mir sehr am Herzen.
Im Jahr vor meiner Ausbildung machte ich als 10. Klasse ein berufsbildendes Jahr in Brakel auf der Kolping Schule.
Ich erinnere mich, in meiner Klasse waren hauptsächlich Bauern, Gärtner und zwei die als Ziel hatten, Florist zu lernen. (Silke und ich)
Es war ein lustiges Jahr, indem man viele Dinge gelernt hat die man später nicht mehr brauchte.
Seitdem bin ich nie mehr Traktor gefahren und habe auch keine Kuh gemolken, oder auch bei keinem Lamm gefühlt ob es männlich oder weiblich ist. Wetterkunde war mein Lieblingsfach.
Aber man weiss ja nie: eventuell werde ich diese Dinge nochmals brauchen. Bin mir sicher dass ein Auffrischungskurs gewisse Vorteile bieten würde…
Gewohnt habe ich im Mädchen- Internat Brede bei den ‚Armen Schulschwestern‘. Aber die Mädchen die dort wohnten waren eher rebellisch, wilde Zeit mit nächtlichem abseilen aus 2. Etage um in ein Pub zu gehen…leider kamen wir denselben Weg nicht wieder hoch.

Trecker fahren

Zum Berufsgrundschuljahr gehörte einen Tag bei einer Berufsnahen Firma zu arbeiten. Ich habe bei Fräulein Klein gearbeitet, sie hatte ein Mini Blumengeschäft und machte alles alleine. Sogar ein 13 Meter langes Gewächshaus gehörte zum Blumenladen.
Das war eine tolle Zeit, da es so übersichtlich war. Wenn das Wandtelefon klingelte schreckte man fast zusammen.

Frl. Klein und ich bei einem Besuch in Brakel 1995


Von Zuhause wusste ich bereits: wenn das Telefon klingelt kommen Aufträge, und es hat oft geklingelt bei uns zuhause. Meine Mutter meldet sich heute noch am Telefon mit Gärtnerei Potthast, diese wird jetzt von meiner jüngeren Schwester geführt. Ohne Blumenladen.

Als das Jahr zu Ende war und es endlich losging im Sommer 1984 mit der Berufsausbildung Florist, sind wir zwei aus der Klasse bei meiner Mutter gestartet.
Hatte sich so ergeben das Silke mit bei uns die Lehre beginnt, da wir immer viele Azubis hatten war es o.k.
In dem Jahr hatten wir in jedem Lehrjahr eine Silke, Spitznamen wurde schnell gefunden.

1. Lehrjahr vieles war vertraut,
vieles war Neu


Viele denken ja eine Ausbildung im Elterlichen Betrieb ist einfacher als in anderen Betrieben, dem kann ich nur beifügen: Nein es ist schwieriger.
Ich wäre dafür, während der Lehrzeit einen anderen Nachnamen zu tragen, somit wäre vieles einfacher.
Zumal meine Mutter zeitweise auch noch Zeichenlehre gegeben hat, war sie nicht nur Mutter und Ausbilderin sondern auch noch Lehrerin.
Natürlich die Beste, aber der Druck war dadurch auch sehr hoch.
Ich habe es genossen, aber ehrlich es war auch sehr arbeitsreich, da ja nach Feierabend weiter gearbeitet wurde, natürlich nur die Familienmitglieder.

Meine Mutter sagte nach Ladenschluss immer:
…ab jetzt ist es Hobby…

Wir sind 4 Geschwister und haben alle zuhause gelernt in der grünen Branche, drei davon sind immer noch in der Branche tätig.
Nur meine ältere Schwester hat sich anders orientiert.

…solche Notizen gab es viele, Notizen mit Botanischen Namen, Gestaltung und Farbkreis Info gab es überall im Arbeitskeller und Kellerflur. Somit konnte man im Vorbeigehen lernen.

Die Devise: kein weg leer gehen…sebst auf dem weg zum WC konnte man was mitnehmen oder wegräumen.

Während der Ausbildung hat mir der Berufsschultag einmal wöchentlich gefallen, die Lehrer kannte ich ja schon von klein auf, da Fachkundige bei uns immer ein und aus gingen.
Beim Beruf Florist wird oft nur die kreative Seite gesehen: natürlich ist es sehr kreativ.
Aber es sind auch sehr viele Pflegearbeiten damit verbunden. Vasen Spülen, Blumen rüsten, Kompost wegbringen, putzen usw.

Potthast seit 1908

Da wir zuhause ein grosses Geschäft hatten waren wir der ersten Betrieb in Paderborn und Umgebung, die feste gemauerte Becken hatten, wo die Blumen in einem begehbaren Kühlraum standen. Ich kann mich erinnern das andere Floristen anreisten um dieses zu bestaunen.
Auch ein Blumenautomat hatten wir bereits zu der Zeit.
Auch hatten wir eine riesige Aussenverkaufsfläche (diese hatte jede Jahreszeit einen anderen Namen mit Schild…Frühlingsplatz, Sommerplatz…u.s.w. dahinter war der Gärtnerplatz) für saisonale Pflanzen und Innen- und Aussen Arbeitsbereiche. Sowie ein seperat stehendes Tropenhaus für Indoor Pflanzen.

Geschäftshaus mit eigenem Parkplatz, zur Strassenseite eine grosse dreiteilige Markise.

Denn bei Aufträgen wie zum Beispiel ein Richtkranz mit 4 Metern Durchmesser wäre es anders gar nicht möglich gewesen, als am aussen Arbeitstisch zu fertigen.
Rednerpult Gestecke, bepflanzte Gefässe, Trauerfloristik und Brautfloristik sowie Florale Eingangsbegrünung gehörten genauso zu den Aufträgen wie die Laufkundschaft die täglich in den Laden kam.
Das alles zu koordinieren und dann noch es jedem recht zu machen, nicht einfach. Ich glaube, zu Spitzenzeiten haben wir allein im Floristen Bereich mit 13 Mitarbeitern gearbeitet. Dazu kam der Bereich Gärtnerei und Friedhof den mein Vater betreut hat, aber eigentlich hat meine Mutter alles gemanagt:
Managt heisst ja: etwas geschickt organisieren und bewältigen.
Und aber auch überall mitgearbeitet, unermüdlich meine Mutter.

…unsere Bulli, beim Feld der Gärtnerei

Volljährig

Direkt im ersten Lehrjahr habe ich auch meinen Führerschein gemacht, damit ich zum 18. Geburtstag direkt fahren konnte und Blumen ausliefern durfte. Mein Fahrlehrer fand es toll, dass ich mit Schürze um und Chlorophyll unter den Fingernägeln meine Autofahrstunde absolviert habe. Da ich so gut fahren konnte sind wir auch ab und zu zur Eisdiele ein Eis essen gefahren (natürlich mit einparken üben), damit ich etwas Freizeit hatte. Jedes Kind (meine Geschwister) hat bei einer anderen Fahrschule gelernt, da ja alle Geschäfts Kunden berücksichtigt wurden.

Innenhof ca.1994

Öffnungszeiten waren 7 Tage die Woche, sonntags von 11-13 Uhr.
Ich habe den Sonntag geliebt:  10% vom Umsatz der beiden Stunden bekamen wir als Bezahlung direkt nach 13 Uhr bar auf die Hand.
Meistens machten meine Schwester Cornelia und ich den Sonntagsdienst.

Es gab ein frisch und fertig Konzept, fertige Sträusse in diversen Stilrichtungen und Farbrichtungen standen parat. Immer ca. 20 Stück, das Ladenteam hat also toujours Sträusse gebunden und verkauft. Die Preisschilder wurden mit Stecknadeln befestigt und der Preis mit grünem Filzer passend zum grünen Druck der Wörter frisch + fertig  geschrieben. Heute hätte man ja das Logo und Namenschild direkt am Strauss, aber damals sah man auch ohne Schild, dass es ein Potthast Strauss war.

Logo

Papier und Folie sowie Pflegtipp waren ja mit Logo versehen und bedruckt.
So hatte der eilige Kunde schnell was er wollte aber das waren auch die ersten Kunden für Auszubildende. Etwas Fertiges geschickt verpacken, ist das eine… vor einem Kunden einen Strauss nach seinen Wünschen binden das andere.
Wir haben immer alles vor den Augen der Kunden verarbeitet, wichtig war das gesehen wird es handelt sich um Handwerk und nicht um Zauberei.

Foto der Binde Ecke in späteren Jahren, aber immer wichtig Meisterbriefe und erfolgreiche teilnahmen an Bundesgartenschauen und Landesgartenschauen.

Musik

Im Laden lief immer klassische Musik und jeder Kunde hat den Laden bessergelaunt verlassen als er gekommen war. Das war das Ziel neben Qualität und frische.

Die Zeit verging und jeder Tag wurde zusätzliches aus der Floristik vermittelt und angewandt und umgesetzt.
Trauerkranz Unterlagen (mit Nordmann Tanne) wurden oft ins Voraus gewickelt und in den Kühler gestellt.
Nach dem Motto: gestorben wird immer.
Auf dem nahegelegenen Friedhof waren fast nur Erdbestattungen, so konnte es sein, dass man montags noch nicht wusste, dass man freitags 8 Trauer Kränze in Bestellung hatte.

Valentinstag Gedicht

…von Ria Potthast

Es wurde immer auf Vorrat gearbeitet (was möglich war), da es in der grünen Branche schnell zu Zusatzaufträgen kommt.
Eine Hochzeit wurde ja lange vorbesprochen und nochmal besprochen und nochmals.
Oft kam auch ein Familienmitglied und machte zur Freude der Brautpaare eine Anzahlung.
Immer alles notieren auf extra gedruckten Auftragszetteln.

Zu der Zeit war im Büro Anne tätig und machte alles Administrative mit Freude und Leidenschaft, im Haushalt arbeitete auch eine Angestellte, da meine Mutter ja genug zu tun hatte um den Laden zu führen.

Ladengestaltung

Im Laden wurde immer jahreszeitlich um- dekoriert, natürlich mit farblich passenden Wänden und Dekordekorationen an der Ladendecke die auf hängenden Leitern befestigt wurden.
Das waren dann ‚Hobbyarbeiten‘, wie bereits erklärt, nach Ladenschluss.
Den Kunden wurde was geboten und das ist dann ja auch ein Anziehungspunkt für so einen Ort wie es Paderborn ist.
Im Laden zu stehen und Sträusse zu binden gefiel mir fast am besten, denn alle die mich kennen, wissen, Kommunikation ist mir wichtig.

Kunden und Ihre Wesenszüge

So viele Anekdoten, sind passiert. Wir hatten Kunden die am Wochenende mit Ihrer Frau Blumen gekauft haben und unter der Woche rote Rosen und sagten, aber nicht meiner Frau sagen, mit einem Augenzwinkern.

Oder der Chef vom Finanzamt liebte Forsythien, ich sagte Ihm am besten mit einem Hammer die Stile anklopfen, damit sie länger halten: Er fragte mich, wie er das machen solle mit einer Hand? Ich wusste weder das er nur eine Hand hatte noch das er der Chef vom Finanzamt war, also sagte ich: Sie arbeiten doch im Finanzamt einfach zwischen die Lift Tür halten, danach sind sie auch angeklopft…

Wenn namhafte Unternehmer auf den Kundenparkplatz fuhren zum Einkaufen war es zum Teil besser Marion für einen Job in den Keller zu schicken oder auf den Hof.
Ich lebte ja frei nach dem Motto lieber einmal mehr ins Fettnäpfchen treten, als ein stummer Fisch zu sein.

An einem Verkaufspunkt 1983

Stammkunden wurden zu Freunden

Aber ich hatte meine Fans und Stammkunden, das lag nicht nur an meiner Art sondern auch an dem Stil den ich beim Sträusse binden hatte.
Eine Kundin wurde Freundin und da sie 10 Jahre älter ist als ich, und in meiner Ausbildungszeit geheiratet hat, war somit auch mein erster Brautstrauss der kein Probe Brautstrauss war in Ihren Händen.
Danke liebe Margret, unsere Freundschaft feiert mitlerweile fast 40 Jahriges.

Brautstrauss

Viele folgten und ich denke, total habe ich bis jetzt ca.1000 Brautsträusse gefertigt, toll.
Dazu folgen auch noch Anekdoten, eine bereits geschriebene zum Beispiel von meiner Zeit auf Rarotonga Südsee Florist, wo der Brautstrauss noch auf der falschen Insel war zur Zeit der Trauung.
Aber ich verzettele mich etwas, und das ohne Bilder zu haben aus der Zeit…Sorry aber evtl. finde ich noch Fotos.
Ich hoffe Euer Kopf Kino liefert Bilder dazu.

Straussvariationen

Bei einer überbetrieblichen Ausbildung in der Berufsschule hatten wir einen Zusatzkurs, den Klaus Wagener leitete.
Er war damal frischer Florist Weltmeister und abeitete als freiberuflicher Referent, Dozent im Bereich Floristik.
Als Schwerpunkt: Straussvariationen. Das gefiel mir, und auch wie Klaus das ruhig vermittelte und wir einen ganzen Tag nur ausprobiert haben im Klassenzusammenhalt.
Formal lineare Sträusse, also Gebinde, oder auch locker rundgebundenen Variationen. Aber Struktur Sträusse, also in Gruppen gebunden das fand ich cool. (Fachsprache)

Oder aber Stehsträusse, super und wenn der dann noch alleine stehen konnte.
Sah natürlich chic aus auf einer flachen Schale, zuhause beim Kunden wurde dieser dann oft in eine Vase gestellt oder aber man hat das Gefäss gerade mitverkaufen können.
‚Bravo‘ Zusatz- Verkäufe gab es damals noch nicht so viele, heute findet man Blumengeschäfte die Möbel verkaufen.

Von da an wollte ich fast nur noch Struktur Sträusse gestalten, und klar war das möglich. Wir Auszubildende durften immer alles umsetzten, natürlich musste es sich auch gut verkaufen.
Sogar an meiner Zwischenprüfung habe ich einen Strauss gemacht der zu je einem Drittel aus einer Blumensorte bestand und der dazu passend 3 Grünsorten in Gruppen nach aussen hatte.
Mein Prüfer fand es doch etwas befremdlich, aber da die Technik und goldener Schnitt einwandfrei fachlich war musste er den Strauss so akzeptieren und bewerten.

Berufswettbewerbe

Auch war ich in der Zeit meiner Ausbildung bereits sehr begeistert an Berufs Wettkämpfen, weiteres dazu im Beitrag Florist Anekdoten 1988 Goldmedaille.

Konzentriet und mit roten Wangen

Ich erinnere mich gut an einen Wettkampf bei Thiele (Blumengrossmarkt) in Salzkotten: zu gewinnen gab es Bargeld.
Zu einem verkaufsoffenen Wochenende gab es so einen Lehrlingswettbewerb, jeder bekam ein Set aus den gleichen Elementen der Bedarfsabteilung. Weisse Holzsterne usw.
Die Gestaltung war frei  und ich hatte wohl am ausgefallensten gearbeitet, die Bewertung war von der geladenen Kundschaft und natürlich standen an den Objekten nur eine Nummer und kein Name.
Aber nun kommt es: Reinhard Thiele überreichte mir den Gewinnerumschlag und sein Mikro war noch an… und ich fragte: sind da wirklich die 200 Mark drin?
Das ganze Publikum lachte, und meine Mutter wäre fast im Boden versunken.
Ich sparte auf ein richtiges Auto: eine Ente in blau, und da war mir das schon wichtig ob Geld im Umschlag war…

Traumauto 2cv6 eine Ente

Damals wurden 2CV6 noch hergestellt, und nach einer kurzlebigen secondhand Ente sollte es nun eine Neue sein.
…meine erste Ente kostete nur 400.- D- Mark: ist dann allerdings auch in der Mitte durchgebrochen, das wiederum lag nicht an mir, denn passiert ist es Robert der gerade damit unterwegs war.
Robert war unser Blumenjunge ganz früh mit Mofa und später mit dem Betriebsauto Polo oder Golf und ein Freund des Hauses.
Von Ihm lernte ich auch rauchen (im Gewächshaus), mein Vater war auch Raucher und dachte erst Robert zeigt mir was anderes…

Natürlich kann ich nicht alles erzählen aber Ihr merkt sicherlich, ich hatte eine tolle Ausbildung zuhause im Elterlichen Betrieb.
Grundlagen für meine Berufliche Entwicklung, die ich immer zu schätzen weiss.
Ich habe viel Gestalterisches und Floristisches gelernt und die Liebe zum Beruf und den Verkauf.
Auch habe ich gelernt das Zufriedenheit nicht abhängig ist von Geld, nach 21 Jahren als Angestellte als Florist mit einigen artverwandten Berufen und vielen Weiterbildungen in verschiedenen Ländern habe ich mich 2008 mit meinem Mann zusammen selbstständig gemacht mit der Firma seasoning.ch
(Felix habe ich kennengelernt in meiner Lehre in einem Spanien Urlaub 1985… aber da waren wir zu jung und nur kurz zusammen, wieder getroffen 1993 auf Rarotonga Cook Island Südsee)

likes in der 80iger Jahren

Noch etwas wichtiges:
Trockensträusse haben wir damals oft gefertigt
(erleben ja gerade ein Revival) auch als Stehsträusse und hängend, in einer Saison waren es so schon mal ca. 400 Sträusse, bei guten Wetter direkt vor dem Laden an Hauptverkehrstrasse.
Damals waren eben hupen oder ‚bis später‘, ‚super‘, ‚toll‘ rufen was heute likes bei den Sozialen Medien sind.
Da brauchte man nicht mehr viel extra Werbung, Vernetzung und Werbung hat der zufriedene Kunde gemacht für die Firma wo er sich gut aufgehoben fühlte.
Der zufriedene Kunde war steht’s das höchste Anliegen.

Bei dem Mitarbeiter WC stand auf dem Spiegel geschrieben:
so sieht Dich Dein Kunde
Das hat mich geprägt, auch wurde uns vermittelt das der Kunde uns letztendlich den Lohn zahlt.
Das sollte sich eigentlich jeder im Verkauf und Einzelhandel zu Herzen nehmen, mein Ziel ist es individuell zu beraten & bedienen und dass jeder Kunde den Laden bessergelaunt verlasst als er gekommen ist. Und wenn er nicht gefunden hat was er suchte wenigsten einen Tipp bekommt wo man es erhält, das geht natürlich nur bei sprechenden Menschen.
Das Ziel neben Qualität und Frische, Zufriedenheit und Kommunikation auf Augenhöhe.

Eine Dekoration zum Thema Blumige Höhle auf dem Schützenhof Paderborn

Nach der Ausbildung war ich immer mal wieder zuhause tätig,
kürzere und länge Zeit.
Zwischen zwei Jobs oder als Aushilfe, aber ich wollte weiter und das Grundwissen erweitern.

Mein Zeugnis welches über meine Ausbildung und weitere Arbeitseinsätze, zwischendurch Auszeiten auf Landesgartenschau Rheda Wiedenbrück, mehr dazu im Beitrag Goldmedallie

3 Jahre & an der Prüfung grosse Traurigkeit

Bei meiner praktischen Abschlussprüfung am 15. Juli 1987 habe ich als Wahl/Freiarbeit mit blauen Delphinium × cultorum in einem extra angefertigten Spiegelgefäss vegetativ parallel gestaltet.
Mein Trauerkranz war in Strukturen gearbeitet mit Hauswurz und Fruchtständen. In der Stunde während des Gestaltens des Kranzes ist mein Opa Drewes gestorben (Vater meiner Mutter) der auch eine Gärtnerei hatte, wie der Vater meines Vaters…grünes Blut fliesst wohl in unseren Adern…
An den Brautstrauss und weitere Arbeiten meiner Prüfung kann ich mich nicht mehr erinnern.
Nach der Prüfung habe ich nur noch geweint und alle dachten ich sei durchgefallen, aber es war wegen meines Opas. Ich habe mit der zweitbesten Note bestanden, ein neues Kapitel in meinem Leben begann.

Danke Mama

Als meine Mutter Ihren Forist Meister machte war ich so Sehnsuchtskrank, dass ich mit in der Meisterschule in Grünberg wohnen durfte. Das Foto ist aus der Zeit.

All das was ich gelernt habe, habe ich auch meinen Lernenden/Lehrlingen vermittelt, somit habe ich einige durch ihre Lernzeit als Florist begleitet.
Leider habe ich nie meinen Florist- Meister gemacht, aber ich hatte mal einen Chef der gesagt hat:
meisterlich arbeiten kann nicht jeder Meister, Du Marion kannst es
(danke Richard).

…Ihr seht, ich kann noch viele Florist Storys schreiben…weitere folgen.
Danke fürs lesen und weitersagen.
Ein Sommergruss von
Marion

…weitere veröffentliche Storys aus meinem Floristenleben:
St. Moritz Winter 96/97
1988 Goldmedaille
Südsee Florist Marion
Florist Ausbildung
…weitere folgen am besten zum Newsletter anmelden und keine mehr verpassen…

Südsee Florist Marion

Südsee Florist Marion

Cook Islands, Rarotonga ab 1993

1984 habe ich meine Ausbildung zur Floristin begonnen. Da ich im Elterlichen Betrieb mit Blumengeschäft und Gärtnerei grossgeworden bin, kommt es mir so vor, als wenn meine Zeit in der grünen Branche 1967 begonnen hat…als Baby.

Ich habe mittlerweile so viele lustige Anekdoten und Dinge erlebt dass ich von nun an einige davon hier auf meinem Blog erzählen möchte. Nach und nach. Ich hoffe, das gefällt Euch.
Ich schreibe nicht chronologisch, sondern so wie es mir in den Sinn kommt.

Von Luxenbourg nach Avarua

Ich hatte einen tollen Job bei Fleur Wüst in Luxenbourg
(darüber werde ich auch noch eine Story schreiben, so viele schöne Erinnerungen und eine prägende und gute Zeit hatte ich da in den 2 Jahren).
Ausserdem hatte ich eine schöne Stadtwohnung direkt auf dem Limpertsberg, tolle Freunde beruflich und privat …und als Gründungs- Präsidentin vom LEO Club in Luxenbourg war ich voll involviert und es ging mir blendend. Wie sagt man so schön: Young, Free & Single (Single war besonders befreiend… nach einer schwierigen on/off Beziehung).

…und auf einmal hatte ich wieder Kontakt zu meinem Teenager Freund Felix.
Gesehen hatte ich Ihn seit 1987 nicht mehr, und er war auch nicht mehr wichtig für mich.
Nun meldete sich Felix per Brief bei mir, mit der Information, dass er auf den Cook Islands arbeitet. In seinem gelernten Beruf als Koch in einem Hotel, und er fragte, ob ich nicht mal da Urlaub machen wollte. Wie das so ist, wenn man wie ich spontan ist…und durch Zufall hatte ich ja meinen Jahresurlaub vor mir und genug Geld auf dem Konto für den Flug.
Also, flott gebucht! Es sollte auch mein allererster Flug überhaupt werden! Blauäugig, da ich ja nicht wusste, was mich erwartet.
Einfach mal 3 Wochen Abenteuer…

Auf zu Neuen Ufern

Südliche Gruppe der total 15 Cook Islands

Damals gab es ja noch kein Google oder Bilder aus dem Weltall wo man sich hätte anschauen können wie das Reiseziel aussieht, heute unvorstellbar…
Auf der Weltkarte hatte ich gesehen, wo diese Cook Islands waren: das es der weitmöglichste Ort weg von Luxembourg war, störte mich nicht.

Ein Freund hatte mich nach Frankfurt zum Flughafen gefahren und los ging es.
Über 24 Stunden reine Flugzeit, mit 2 Stopps, einmal in LA und einmal in Honolulu. Da es mein erster Flug war und es Sekt gratis gab… kam ich mit einem rechten Schwips auf Rarotonga, der Hauptinsel der Cook Islands, an. Dem Flug Personal hatte ich meine Story erzählt und alle fanden es cute und nett, mutig und lustig.
Am Flughafen waren es dann Felix & Peter (der Boss von Felix) die mich abholten. Peter hatte wohl ein anderes Bild von der Ex von Felix und fragte bei jeder weiblichen Person: ist es die…?

…mein Reisepass eine Seite von 1993

Da ich mich aber im Flugzeug noch etwas erholen wollte, und jetzt mit Kaffee versorgt wurde…kam ich als letzte aus dem Flugzeug und Felix sagte: die ist es!
Nun ja, im halbdunkeln fuhren wir dann auf Rarotonga ‘s Main Road vom Flughafen direkt zu Felix Bleibe im Manuia Beach Hotel in Arorangi. Nach meinem ersten Flug mit üppigem Sektpegel fühle ich mich etwas wackelig auf den Beinen.
Felix hatte immer noch keinen Führerschein und ich wusste ja auch nicht ob dort seine Familie war (Freundin/Frau…Kinder) so etwas hatten wir ja nicht besprochen.
Schliesslich hatte ich spontan zugesagt dass ich kommen würde und danach hatten wir nur noch 2 Faxe geschrieben mit viel Vorfreude auf das Wiedersehen, die von Madame Wüst Büro nach Peters Büro gingen.
Es war toll, einerseits Felix wiederzusehen und andererseits eine ganz neue andere Welt in der Südsee zu entdecken… und es hat klick gemacht.
Beide hatten wir die gleiche Anzahl an Beziehungen die in die Brüche gingen in den fast 7 Jahren und wir waren uns sicher… jetzt ist unsere Zeit gekommen…zusammen.

Alte Liebe rostet nicht

Die Insel hat mir gefallen, so viele Blumensorten und Beiwerk das ich bereits in Europa verarbeitet hatte, aber noch nie gesehen hatte und auch nicht wusste, wo es herkommt bzw. wie es aussieht in der freien Natur.
In den drei Wochen waren wir viel unterwegs auf der Insel, haben auch nach Aitutaki einen Flug unternommen, mein erster Flug in einer kleinen Propeller Maschine über einer der tiefsten Meeresgraben der Welt, den Tongagraben. Viele Flüge der Art folgten später.

Felix Arbeitgeber Peter, ein kurliger Typ, war einige Zeit schon mit seiner Partnerin zusammen.
Beide hatten Kinder aus erster Ehe.
Während ich auf Rorotonga war, haben sie zur Überraschung aller Mitarbeiter des Manuia Beach Hotels geheiratet. Sie hatten dem Staff/Personal gesagt, es gebe ein Foto am Strand mit neuer Hoteluniform. Jeder und jede hatte da zu sein mit dem neuen Hemd. Freunde kamen aus Neuseeland und es wurde gefeiert.
Und mein erster Brautstrauss, den ich auf der Insel machte, war für Jolene.
Bunt, einfach, rundgebunden mit etwas auslaufender Spitze: alles aus der Natur und vom Wegrand.
Ingrid, eine Deutsche, züchtete Orchideen und sie gab mir sogar ein paar von ihren Prachtexemplaren zum Verarbeiten dazu.

typische Island Flowers

Wie es üblich war zu besonderen Anlässen, wurden schönste Blumen-Kopfkränze und Halsketten von den Insulanern gebunden. Von tollen Frauen mit schöner Haut, langem dunklem Haar und schönen Rundungen, die singend Blumen verarbeiteten: traumhafte Atmosphäre.

…ich glaube das war am ersten Tag nach meiner Landung…

Meine drei Wochen waren vorbei, und Felix und mir war klar, unsere Zukunft sollte von nun an zusammen sein.
Was war besser, wer kommt zu wem? Nun ja ich habe nicht lange überlegt und direkt nach meiner Rückkehr in Luxembourg bei Wüst gekündigt.
Drei Monate hatte ich nun Zeit um alles zu organisieren, beim LEO Club einen Nachfolger zu finden,
die Wohnung zu kündigen und immer wieder Abschiedsfeiern zu organisieren und natürlich auch meinen Hausrat zu verkaufen.
Ich arbeitete nochmals für ein paar Tage im RARO Floristen Team (weiteres im Beitrag Goldmedaille) für eine Ausstellung auf der IGA Stuttgart im September 1993 mit.

…bei jeder Abschiedsfeier, musste ich beschreiben wo ich hingehen wollte…

100 Jahre

Und am 2.Oktober 1993 feierten meine Eltern zusammen Ihren Geburtstag.
Das Thema:  ‚Zwei 43er werden 100 Jahre‘. Mit allen Freunden und Verwandten der Familie.
Es gab viele Versuche, mir meine Entscheidung ausreden zu wollen:
aber ich blieb standhaft und wollte zu meinem Felix.
Meine Geliebte blaue Ente (2CV) habe ich meinem Onkel Bernfried verkauft, und ein wenig Hausrat bei meinen Eltern verstaut.

…so dürfte man heute auch nicht mehr auf die Autobahn…

Und dann kam der Tag X.

Meine Eltern haben mich zum Flughafen Frankfurt gefahren…und es war mir schon etwas mulmig, wegzufliegen, soweit weg. Auch war es sichtlich schwer für meine Eltern, natürlich wollten sie nur das Beste für Ihre kleine Marion. Ich hatte immer gehofft, sie kommen mich mal besuchen, oder wenigsten meine Mutter, mein Papa war kein Mensch für Flugzeuge. Anschauen ja… aber mehr nicht, noch Jahre später wusste mein Vater den Namen des Air New Zealand Flugzeuges in das ich in Frankfurt gestiegen bin. Damals hatte jeder Flieger einen Maori Namen.

Meine Eltern Ria und Norbert Potthast, leider lebt mein Papa nicht mehr.


Von Luxenbourg konnte man ja mal eben nach Paderborn fahren für ein Weekend oder so, aber mal eben fliegen, und so weit weg… Zur Sicherheit hatte ich ein Retourticket gekauft, welches 1 Jahr gültig war und eh fast gleich viel kostete wie ein einfacher Flug.

 

Ich schreibe diesen Text in der Zeit von stayhome Corona am 13.4.2020 schon seit 4 Wochen stehen die meisten Flugzeuge am Boden und es ist etwas komisch, wann kann man wieder so unbeschwert fliegen?
Keiner weiss genau wie diese Corona Zeit die Wirtschaft in Zukunft verändert…was passiert mit unserem weltoffenen Leben?
Ich besitze ein Geschäft welches seit 17.März zwangsgeschlossen ist und die wirtschaftlichen Folgen sind fatal.

Zurück zur Vergangenheit,
denn die war 1993 meine Zukunft.

Ich landete auf Rarotonga. Felix hatte in meiner Abwesenheit Zeit sein Studio,
welches direkt im hinteren Teil des Hotel Haupthauses war, aufgefrischt und ein tolles Nest für 2 Liebende gebaut …wo wir beim Stichwort sind:
wo war die Liebe?

Felix hatte Stress, wie ich spürte, ihm war jetzt erst bewusst geworden, was ich für ihn aufgegeben hatte…die erste Wochen waren nicht schön denn das Wechselbad der Gefühle,
Sorgen und Ängste war wie eine Achterbahn. Ich hatte ein Touristen Visa für 3 Monate und keinen Job.
Wer mich kennt, weiss, dass es mir nach ein paar Wochen ohne Arbeit fad wird, es sei denn ich mache intensiv Urlaub.
Da kann ich mich auch schon mal ein paar Monate beschäftigen, aber wie gesagt, ganz ohne Aufgabe…geht gar nicht.

Im Hotel gab es keine Arbeit für mich, da ja überall Einheimisch arbeiteten die ihre Jobs routiniert und gut erledigten.

Die Insel erkunden, meine erste Hauptbeschäftigung mit meinem Fahrrad.

Small Talk mit den Gästen im Hotel zu machen wurde zur täglichen Routine,
aber eigentlich war ich ja nur die Freundin vom Koch.

Auf der Insel gab es nur einen Laden der Floristik anbot und Interflora Aufträge fertigte.
Die Island Craft Ltd. Eine Werkstatt mit Schnitzarbeiten und Muschel- und Black Pearl Verarbeitung gehörte dazu.
Im Airport hatten sie einen kleinen Shop der zu den Ankunft/Abflug Zeiten der Flüge öffnete.
So ca. vier Mal pro Woche für je zwei bis drei Stunden.
In Avarua der Hauptstadt von Rarotonga hat Island Craft noch immer einen grossen Souvenir und Geschenke Laden.

Der Park ähnliche Garten von Island Craft Workshop und Privat Anwesen.

Island Craft

Jolene meinte, ich sollte mich doch da mal melden. Bei Marie (der Chefin) und fragen, ob ich helfen könnte.
Da ich mir am Anfang schon ein Fahrrad gekauft hatte, fuhr ich hin. Eine sehr freundliche Marie hiess mich willkommen und machte erst einmal a cup of tea.
Marie wie ihr sie im Film seht (Film hier verlinkt, einfach anklicken) ist eine ganz warmherzige und freundliche Person, sehr klug und weltoffen, ihr Ehemann Don war aus Schottland und sie leiteten die Firma.
Ihre Kinder Jean und Fletcher arbeiteten auch mit in der Firma, der Schwiegersohn Norman und etwa 14 weitere Angestellte.

Ich hatte die Fremdsprache Englisch in den Jahren nach meiner Schule fast nie benötigt.
Ich konnte mich zwar verständigen und was ich nicht verstand, fragte ich halt nochmal nach.

Schnittblumen von der Insel, warten auf Verarbeitung.

Ich erzählte Marie von meinem Job und wie ich nach Rarotonga kam,
von Felix hatte sie schon gehört da in dem Hotel wo Felix kochte auch ‚Outsider‘, also nicht nur Hotelgäste, im Restaurant willkommen waren.

Jean (Tochter von Marie), der kleine Nathan, ich und Kopur vor dem Workshop mit Seidenblumen.
Diese wurden hauptsächlich für Gräber verkauft, einbetoniert in einer Milchdose waren sie Wind und Wetter beständig…

Marie bot mir spontan einen Job an. Mein Lohn sollte 5 NZ Dollar (4 Schweizer Franken) pro Stunde, also gleichviel wie bei allen anderen, sein. Ich hätte auch umsonst gearbeitet aber das wollte sie nicht.
Ich sollte ihrer Tochter Jean und Florist Kopur helfen bei den Blumenbestellungen, und wenn keine Bestellungen waren würde ich bei allen anfallenden Arbeiten mitmachen.

Pareo färben, ich habe es geliebt

Oder auch mal frei machen, ich war ja flexibel.
In den Cook Islands bekam man den Lohn am Freitagnachmittag für die vergangene Woche bar in einem kleinen braunen Umschlag, darauf stand der Name,
Zahl der Stunden und der Stundenlohn, der bei allen gleich war, fair und ersichtlich.

Aber wir mussten aufpassen, da ich ja nur ein Touristen Visum hatte. Falls man ohne Arbeitsvisum arbeitete und erwischt wurde, könnte es passieren, dass man sofort deportiert wurde. Also mit dem nächstem Flug die Insel verlassen musste und der Arbeitgeber erhielt eine Strafe.
Wenn jemand fragte sollte ich sagen, dass ich zu Recherchezwecken eines Artikels für eine Fachzeitung da wäre. FLORIST
Fortan fuhr ich mit meinen Velo jeden Tag zu meinem neuen Arbeitsplatz. Der Workshop von Island Craft war im hinteren Teil von Avarua, der Hauptstadt von Rarotonga.

Jean mit Ihrem Vater Don im Büro

So, das war jetzt die schnellst mögliche Einleitung die ich Euch geben konnte…
Die Zeit verging und ich hatte mich schnell eingelebt. Ich werde nie mein erstes Geld vergessen, in Papa Dons schöner Schrift parat gemacht und von Mama Matakino verteilt am Freitagnachmittag.

Mama Matakino

Der Flowerworkshop (Blumenwerkstatt) war Teil der der grossen Halle in der auch die Schnitzer und Muschelschleifer arbeiteten. Getrennt durch eine Holzwand waren Kompressor lärm und Geräusche, aber auch laute Musik und viel Gelächter allgegenwärtig. Herrlich… Das Büro, WC und der Goldschmied waren in einem extra Gebäude, welches man am Abend auch besser abschliessen konnte, untergebracht.

Privat wurden wir auch herzlich aufgenommen, eine ganz schöne Freundschaft entstand die bis heute sehr verbunden ist.

Hinter der Werkstatt war noch ein Gebäude indem Fletcher wohnte, davor waren noch Lagerräume wo auch bereits geschliffene Muscheln verarbeitet und gebohrt wurden, Mama Matakinos Büro sozusagen und das WC und die Teeküche. Diese beiden Häuser standen nebeneinander und der Workshop war durch einen Driveway/Einfahrt aus Kieselsteinen getrennt davon. Dann folgte ein riesiger Garten und am Ende von dem Garten standen das Haus von Norman und Jean mit ihren drei Kindern. Dahinter das Haus von Papa Don und Mama Marie.
Die privaten Häuser befanden sich an einer Strasse und die Geschäftsliegenschaften an der nächsten Parallelstrasse, aber auf dem Grundstück gab es einen eigenen One Way Drive Way (Einbahn Rundweg),
also wie ein grosses Landgut mit Vorfahrtstrasse.

Workshop Factory

Floristik in den Cook Islands:

Da es keine oder kaum Vasen gab, wurde alles gesteckt und zwar dekorativ. In Plastikschalen von Oasis (Steckmasse). Dort kam ein Drittel eines Oasis Blocks rein, natürlich vorher eingeweicht und aufgefüllt mit Wasser, dieser wurde mit Blättern und Grün rundum vorgesteckt. Das hat mir super gefallen, auch hinten war keine Steckmasse zu sehen.
Neue Techniken habe ich gelernt wie zum Beispiel Blätter rollen oder einschneiden/ in Form schneiden flechten usw…
Nun wurde mit heimischen Blumen wie zum Beispiel Ginger, oder auch Helekonia, Gloriosen, Bouganvilea der Mittelpunkt ausgearbeitet und die Grundform erstellt.
Diese Blumen blühten fast das ganze Jahr auf Rarotonga in fast jedem Garten, besonders im riesigen Hausgarten von Island Craft, wie ein Park in der Kombination aus Blumen, Bäumen, Wiese, ein Traum.

Black Pearl

Orchideen in allen Variationen wurden gezüchtet. Unter anderem bei Ingrid im Schattenhaus. Sie belieferte Island Craft jede Woche.
Egal wer Blumen hatte, konnte diese nach Absprache mit Marie verkaufen und zum Workshop liefern. Aufträge hatten wir genug, da wir als Interflora Filiale auch Urlaubsgäste belieferten und bei Air New Zealand auch die Gestecke für die erste Klasse Kabine in Auftrag hatten. Es gab immer was zu tun. Auch für die Äusseren Inseln
(15 kleine Inseln auf 2.5Mio km2 Meer verteilt) waren wir der Produzent und die Ware wurde dann zum Flughafen geliefert und mit dem Propellerflugzeug mitgenommen.
Auf den kleinen Inseln wartete dann schon jemand um sie abzuholen. Alles ganz einfach telefonisch
(fasse Dich kurz stand an jedem Phone in Englisch) besprochen, und dann weitergesagt an die entsprechende Person.
Auch ohne Mail, Smartphone, Insta, Facebook und andere Diensten ist alles gelaufen.
Auch Hotels und Banken wurden mit Blumigen Gestecken beliefert als Daueraufträge jede Woche.

XL Brautstrauss entsteht
Brautstrauss für ein schwangere, sollte kaschieren daher so üppig…

Hochzeitstouristen gab es da noch nicht so viele aber ab und an traute sich auch ein Paar auf der Insel zu heiraten.
Dazu reichte es, eine Woche auf der Insel in einem Hotel zu sein und gültige Geburtsurkunden dabeizuhaben.
Die Hochzeit war international anerkannt, also gab es kein Zurück mehr.

Office Team

Jean war super in der Auftragsannahme und hat selber auch im Workshop mitgearbeitet. Jeder Auftrag hatte einen korrekten Auftrags-Info Zettel, oft nur ein Dreieck gezeichnet, dahinter der Preis, dann manchmal ein Farbwunsch. Bei 95 % ohne Farbwunsch; dann war es immer bunt. Und ich meine wirklich bunt. Die dazugehörige Karte war schon geschrieben und anbei war eine kleine Zeichnung und Beschreibung von der Lieferadresse. Zum Beispiel hinter der Tankstelle bei der 3. Palme links das Haus mit blauen Fensterläden, grosser Flametree nebenan usw.
Die Strassen hatten keine Namen und die Häuser keine Nummern.
Aber die Insel war ja nur 64 km2 gross…
Diese Blumen waren alle von der Insel, somit waren sie die Temperaturen gewohnt und hielten sich gut in Gestecken. In Restaurants legte man oft nur Blumen als Gruppe auf den Tisch, durch die hohe Luftfeuchtigkeit hielt sie einen ganzen Tag ohne Wasser.
Die kleinen Ameisen die rausliefen und auf den Tischen rumspazierten gehörten dazu und störten wenig.
Aber weiter zu den Gestecken: wenn die Grundform fertig war wurde der Kühlraum geöffnet.

Arbeitsplatz direkt vor dem Kühlraum

Walk in Kühlraum

Trara:
Ein Walk in Kühlraum: damals der grösste der die Insel hatte. Fast so gross wie der in Luxenbourg…
Im Kühler befand sich wertvolle Ware: Schnittblumen die einmal wöchentlich aus New Zealand kamen. Natürlich auch Schokolade, die zum Teil zu den Aufträgen gehörte, ab und zu lag auch mal ein totes Tier zum kühlen drin. Oder grössere Hochzeitstorten. Bei Staatsbegräbnissen wurde auch schon mal der Kühlraum gebraucht um den oder die Verstorbene aufzubewahren, da diese Begräbnisse nicht direkt stattfanden, sondern erst ein paar Tage später.
Wegen der Trauergäste die per Flugzeug kamen.
Diese Blumen aus Neu Zealand hielten sich ja fast nur im Kühler, dass der Temperatur Shock nicht zu gross war wurde dann der Kühler auf ca. 14 Grad eingestellt. Das Klima auf Rarotonga ist tropisch feucht-heiß mit nur gering ausgeprägten Jahreszeiten und relativ gleich bleibenden Temperaturen um 25 °C.

Baby’s Breath

Je nach Preis vom Gesteck kam jetzt noch etwas ausgefallenes blumig Exotisches dazu, exotisch…ja denn es wuchs ja nicht in den Cook Islands.
Besonders beliebt waren Chrysanthemen (Mumies, Cassa) Lilien, Edelnelken, Alstromeria, Eustoma, Lysianthus, Statice, Trachelium oder Eleganz Nelken, natürlich auch Rosen bei grösseren Gestecken. Zum Schluss noch etwas Baby’s Breath (Gypsophila paniculata Schleierkaut) dazu, das war ganz besonders beliebt denn wenn alles verblüht war konnte man das angetrocknete Schleierkraut noch hinter das Ohr stecken in Kombination mit einer Einheimischen Blume und war total hip damit.

Vaine Marion

Dann wurde so eine Bestellung, dazumal genau wie heute auch noch, mit Folie verpackt. Da die Gestecke fast ausschliesslich mit Rücken gesteckt wurden, wurde die Folie hinten mit farblich passendem Wachspapier verpackt und da die meisten Gestecke bunt waren, war die Farbe des Wachspapiers egal…es passte immer.
Und ganz ehrlich, mir hat mal Klaus Wagener gesagt (das war noch in meiner Florist Ausbildung), wer dekorativ arbeiten kann…kann alles andere auch umsetzten.
Diese Gestecke wurden dann mit dem kleinen Van (Mini Bus) von Island Craft geliefert. Das hat oft Papa Don gemacht, da er wusste, wo alle wohnten. Einer von den Workshop Boys ist mitgefahren, und hat es dann schnell im Haus abgegeben. Da Don starkes Asthma hatte blieb er besser im Van sitzen. Leider ist Don bereits verstorben, in einem Alter indem ich mich jetzt befinde.

Bei den Beschenkten kamen die Blumen oft wieder in einen Kühlschrank, viele hatten dort einen Kühlschrank mit Glastür auch für den Privaten Gebrauch. Das hatte viele Vorteile wie zum Beispiel zu schauen, was noch gekauft werden musste. Man brauchte den Kühlschrank nicht zu öffnen und die kalte Luft fiel nicht raus.
Andere stellten das Gesteck in einen blickdichten Kühlschrank und schauten ab und zu wie es aussah. Manche hatten damals auch schon eine Klimaanlage fürs Haus, das war aber eher selten, da es auch ungesund war… wie man bei Touristen mit Erkältungen immer wieder gesehen hatte.
Die Aufträge kamen nach Abwicklung in einen Ordner im Hauptgeschäft oder im Workshop Office und irgendjemand kam dann zahlen. Wenn zu lange nicht gezahlt wurde rief man an oder bot eine Abzahlung an.

Schmuck konnte erst mitgenommen werden, wenn er ganz bezahlt war. Also der oder die Kundin suchte sich einen Ring oder so aus und jeweils freitags nach dem Zahltag kam man in den Laden, schaute den Ring an und setzte ihn kurz auf. Dann bezahlte man was man konnte aber mindestens
5 Dollar und nach ein paar Wochen oder Monaten oder sogar Jahren konnte man das Schmuckstück dann mitnehmen.
Solange war es an einen Zettel geheftet mit den Daten und Beträgen der Zahlungen.
Somit entstand keine Überschuldung und es lief freundlich und korrekt ab.

In den Cook Islands bekam man immer zusatz Namen wie Papa und Mama oder Onkel und Aunty, ich war Aunty Marion, so hat Mama Matakino immer gesagt. Sie war im Workshop dafür da, Schmuck zu gestalten. Nach Angaben von Normen und Jean. Hauptsächlich Muscheln auf Bänder zu nähen, diverse klein Lieferungen mit Roller zum Shop und auch zum Tee kochen und für allgemeine Aufbauarbeiten.
Aber mit eigenem Schreibtisch und einem gaaanz bequemen Stuhl.
Fast alle Stühle waren aus Metall und unter der Lackierung frass sich langsam der Rost. Wegen der hohen Luftfeuchtigkeit.

Schöne Aussichten

…da wurde ausserhalb ein Schild befestigt, schöne Aussicht
…von meinem Schreibtisch aus.
…etwas zu gewachsener Eingang zum Workshop

Auch ich hatte einen Tisch zum Arbeiten, denn wenn keine Blumenbestellungen zu fertigen waren, gab es Zeit für Schmuck Design und weitere Dinge. Ich hab auch stundenlang gezeichnet, was später den Boys in der Werkstatt als Vorlage zum Muschel gravieren/schleifen diente.
Es wurde immer jeder und jede gefördert. Wenn man Ideen brachte, wie es schneller oder besser gehen könnte, wurden diese mit Freude angenommen. Oder man entwarf was Neues.
Es war immer ein miteinander.

Unterwegs, jeder kannte uns ob Builder oder Prime Minister, wir haben nie Differenziert
und tun es auch heute nicht.
Felix auf dem Markt

Geschichten die das Leben schreibt

Kopur die Floristin hat auch viele Blumen ausgeliefert, und brachte dann wieder frische Blumen mit zurück von Kolleginnen, die dafür im Laden von Marie wieder einen Batzen/Betrag bekamen. Einmal hat Kopur aber den Vogel abgeschossen: ein Brautstrauss für Mangaia war bestellt worden. Die Insel war ca. 200 km entfernt und es ging nur einmal wöchentlich ein Flieger dorthin. Alles war parat und verpackt und sollte zum Flughafen gebracht werden. Irgendetwas hat Kopur aufgehalten und so kam es das der Flieger weg war und der Brautstrauss noch auf Rarotonga…aber alles nicht so schlimm. Sie rief in Mangaia an und informiert die Braut, sie müsse halt ohne Blumen heiraten. Der Strauss würde nächste Woche nachgeliefert. Der Strauss kam in den Kühler und sah nach einer Woche noch fast gleich aus, wurde etwas aufgefrischt und pünktlich (mit einer Woche Verspätung) zum Flughafen.
Dann wurden die Hochzeitsfotos mit Brautstrauss nachgeholt.
Für mich ein grosser Schock, denn ich glaube in Luxenbourg hätte man die Floristin geköpft und gekündigt.
Wir hatten bei Fleur Wüst ja sogar Probebrautsträusse gemacht die mit nach Paris gingen zum Anprobieren von Brautkleidern.

…in der Freizeit Kopfkränze geübt…

Da waren sie, meine zwei Welten als Floristin 1993 die mich prägten.
Und ich liebte die Gelassenheit der Südsee sehr, genau wie zuvor der absolute Blumenrausch und die Materialfülle in Luxembourg.

…wenn man in einen besonderen Ausgang Abend ging, gehörte das dazu…
egal ob Mann oder Frau

Alles war ein Geben und Nehmen ohne Misstrauen oder Missgunst.
Ein Team eine Familie, und so verbrachte man auch oft Zeit privat zusammen.
Die Geschäfte hatten Wochentags 8.30 Uhr bis 16 Uhr geöffnet und samstags bis mittags, so hatte man auch genug Zeit für Freizeit.
Für mich heute noch eine der besten Zeit Managements, und um 16 Uhr geschlossen hiess wirklich um 16 Uhr Licht aus und weg.

…auch das war mal möglich…

Angekommen um zu bleiben

Ich lebte mich gut ein wäre da nicht das Tourist Visum gewesen…
Die Regierung hatte auch schon mitbekommen, dass da eine neue Deutsche war. Ausser Ingrid mit den Orchideen gab es noch Elisabeth.
Elisabeth wurde von der Regierung immer angefragt für deutschsprachige Touren die Reiseleitung zu übernehmen.
Zum Beispiel nach Auitutaki mit hochrangigen Touristen.
Sie schlug mich bei der Regierung vor, sie als Lagoon Guide zu begleiten, da sie nicht ins Wasser ging zum Schnorcheln.
Eines meiner neuen Hobbys…

Mir wurde nahegelegt, die Cook Inseln für ein paar Tage zu verlassen und bei meiner Rückkehr würde ich eine Work Permit (Arbeitsbewilligung) erhalten. Marie hatte eine Floristen Kollegin in Samoa und dort verbrachte ich meine Tage Urlaub ausserhalb der Cook Islands.
Ich zahlte den Flug, etwas Geld hatte ich ja noch, und in Samoa hatte Agnes, die Floristin Freundin von Marie, alles organisiert.
Ich konnte bei Ihnen wohnen und direkt mithelfen, neue Ideen und Umsetzungen zu liefern für Floristik Gestecke war selbstverständlich.
Alle sehr geschäftstüchtig dort, und hilfsbereit.

Samoa Ausflug

Samoa war so anders, im Aggie Gray Hotel war es spannend mit Agnes Blumen zu liefern. Wie zu Kolonialzeiten. Ihr Ehemann Eric war ein pensionierter Seefahrer und erzähle Geschichten von früher auf den Schiffen beim abendlichen Crayfisch Dinner. Die Tage vergingen wie im Flug aber ich war froh wieder zurück nach Rarotonga zu kommen.

Auch Felix war mittlerweile wieder aufgetaut mir gegenüber. Denn mir war klar, alles musste einen Weg finden und wenn nicht war mein retour Ticket der letzte Weg zurück, allein.
So ein Ticket war maximal ein Jahr gültig und ich hatte es bereits einmal handschriftlich im Air New Zealand Office umschreiben lassen.
Früher wurde dann nur das Abflugdatum durchgestrichen und unten drunter das Neue Datum notiert, von Hand.
Sicherlich auch noch irgendwo mit einem Rechner oder PC notiert…
Felix akzeptierte mich nach und nach mehr und stand zu uns als Paar, wir sind ein echt tolles Team,
seit dann und hoffentlich
noch sehr lange.

Cross Island Walk

Offiziell mit Work Permit

Jetzt konnte ich ganz offiziell sagen, dass ich bei Island Craft arbeitete, Lagoon Touren mit Touristen für die Regierung begleitete und an offiziellen Anlässen der Konsulate teilnehmen usw.

…aufgehübscht für einen Anlass, fehlten nur noch die Blumen.

Ich war angekommen…im glücklichen Leben mit Felix an meiner Seite.

Te Rua Manga (The Needle) höchster Punkt auf Rarotonga

Jeden Tag um die Insel mit dem Velo, auf der 32 km langen Main Road .
Es war immer so schön, täglich einmal rund um die Insel!

Wir wohnten am Anfang in Arorangi, später in Titikaveke. Avarua war die Hauptstadt.

Anruf von Don:
Ich kann mich ganz an den Anfang erinnern, dass ich angerufen wurde und ich nicht kommen brauchte.
Warum hatte ich gefragt. Da es regnet, war die Antwort und ich sollte nicht nass werden…so lieb.
Also sagte ich, nein ich komme gerne, wird ja bei der Wärme auch alles wieder trocken in Windeseile.
Wir haben uns dann geeinigt das Papa Don mich abholte mit samt dem Fahrrad, somit konnte ich am Nachmittag wenigstens den Weg nach Hause fahren.
Die regenreichsten Monate sind Januar bis April. Die Regenschauer sind zwar meist heftig, dauern jedoch nie lange an.

Aus -FLUG nach Mitiaro und Familie von Felix Mitarbeiterin Mata besucht.
Blumig willkommen am Flughafen ist ganz selbstverständlich.


Monate vergingen und Zeit zog ins Land, mein Englisch wurde immer etwas besser und wenn ich was nicht wusste fragte ich Felix am Abend und habe es dann halt erst am nächsten Tag erzählt.
War ja nicht so wichtig.
Kreativ arbeiten und der Austausch war mir wichtig, ab und an habe ich auch im Laden geholfen… fühlte mich aber nicht so wohl dabei.
Wenn man so Dinge hört, die Touristen untereinander sagen wenn sie glauben, keiner versteht sie ist das nicht immer schön.
Einmal zeigte Lianne schwarze Perlen einem Deutschen Paar, der Ehemann lächelte sie an uns sagte auf Deutsch zu seiner Frau: DIE hätte sicherlich auch gerne solche Perlen und kann sie sich nicht leisten. Mein blitzschneller Kommentar auf Deutsch: die Perlen sind von ihrer Perlenfarm und sie könnte drin baden in einer Badewanne wenn sie wollte…
Ups da waren die zwei weg… im Boden versunken…ganz tief. Ist sagte nie wieder etwas Derartiges auf Deutsch sondern antwortete immer auf Englisch, ist ja auch höflicher den Kollegen gegenüber, Landessprache ist Landessprache und das war Englisch.

Kreuzfahrt beruflich bedingt

Klar war ich blond aber optisch sah ich aus wie eine Schwedin mit kurzen Beinen wurde mir gesagt…auch eine Art Kompliment.
Es war sowieso immer no worrys also man sagte was man dachte und wenn der andere es anders sah oder dachte wurde direkt nachgehakt,
auseinander ging man immer ohne Missverständnisse.

Auf einem Kreuzfahrtschiff (Rarotongas Berge im Hintergrund) , von der Jolle musste man eine Strickleiter hochklettern mit Rucksäcken von Souvenirs.
Dreamteam Jean, Fletcher und ich

Marie sagte immer zu mir:
Marion you are not only a pretty face, you are very clever…

Sträusse binden

Da es bei den Food Händlern zwischendurch Spagetti in hohen Gläsern gab waren auf einmal auch Vasen da, so konnte ich auch mal gebundene Sträusse machen, quer gebunden oder Rund mit tollem Beiwerk und Monstera Blättern. Noch heute fragt ab und zu jemand nach Marion Style Bouquets, meist ist es Jolene…

Bert und Kiefersan (Dirk)

Besuch von Freunden

Als wir einmal Besuch bekommen haben von unseren Florist Freunden Bert und Dirk waren sie doch etwas verwundert was ich floristisch dort so machte. Nach dem Urlaub war ihnen klar, dass wenn man an so einem Ort lebte, in so einer Umgebung, konnte man auch etwas auf floristische Kreativität verzichten. Obwohl, fachliches war ja alles korrekt, aber in einer Zeit wo in Europa bereits parallel, formal linear, vegetativ oder in Strukturen gearbeitet wurde mit tollen Gefässen und weltweiter Blumenauswahl…

Ich hatte auch eine ganz liebe Kundin, Mereana die immer nur 10 Narzissen/ Daffodils bestellte wenn Saison war in NZ, und diese schlicht in ein Gurkenglas stellte.
Heute sieht man solche schlichten Kombis bei Instagram.

Mereanas Mann Brian seht Ihr hier im Video:
Wenn Ihr Zeit habt zum schauen, einfach anklicken.

Die Zeit verging und die Jahreszeiten änderten sich nur ganz gering auf der Insel.

Fletcher Melvin hat 1996 seine Frau Vaea geheiratet und die komplette Dekoration war in blau und weiss, eine tolle grosse Hochzeit war das und Papa Don im Schottenrock.
Mit Freude haben wir gestaltet und dekoriert mit dem ganzen Team, ihr Brautstrauss war mit Lilium ‘Casa Blanca’, Delphinium Elatum-Hybride und
Stephanotis kombiniert mit Island Blumen.

Braut Vaea, chic und ein tolles Fest.

Diese beiden tollen Menschen (Fletcher und Vaea) leiten heute erfolgreich die Firma Island Craft Ltd., sie haben drei Jungs und es ist alles wie schon immer: 
up to date

(kurzer Film about Island Craft findet Ihr hier)

…mein Lieblingsfoto mit Familie Melvin und Welsh und Hund Brandy, der Junge im roten
T shirt war glaube ich Mama Matakinos Junge

Kia Manuia

Marie hat nach Dons Tod nochmals geheiratet und lebt in Neuseeland, ist aber sehr oft auf Rarotonga.
Norman lebt jetzt in Auckland.
Maries Tochter Jean lebt an der Goldcoast in Australien.
Die 3 Kinder von Jean und Normen leben in Australien und auf Rarotonga.
Peter und Jolene leben auf Rarotonga und Teilzeit in Auckland.

…das ganze Team zu der Zeit…

Unsere Familie

Mit allen haben wir super Kontakt, unsere Familie auf der anderen Seite der Erde.

Norman Welsh, und ich. Uns haben viele kreative Ideen verbunden. 


10.8.1996:
Brautstrauss für mich

Wir haben am 10. August 1996 am Stand von Titikaveka geheiratet, mit unseren Südsee Familienmitgliedern total 13 Gäste war es eine sehr schöne Hochzeit.
Ich habe meine eigene Blumendekoration gestaltet und Felix hat die Häppchen gemacht. Peter und Marie sind unsere Trauzeugen.
Don haben wir im Krankenhaus ein Stück von unserer Hochzeitstorte gebracht, er hatte mal wieder einen schweren Asthma Anfall.
Heute würde ich es genauso wieder machen und auch den gleichen Mann wieder heiraten.
Felix i love you

Wedding Dress von tavpacific.com
Gemietet zur Hochzeit und um die Insel zu fahren, das alle sahen:
Felix und Marion Just Married

Nicht nur Sonnenschein…

Wir haben viel Erlebt dort im Südlichen Paradies, auch war es nicht immer heiter Sonnenschein war.
Es gab auch Unfälle, Zyklone, Hurrikan, Dengue Fieber, Meningitis und auf den benachbarten Mururoa und Fangataufa Atollen gab es Atom Tests (Französisch Polynesien). Der Protest der Weltöffentlichkeit war aber 1996 derart massiv, dass das Programm endgültig eingestellt wurde.
Die Pressemenschen wohnten damals alle auf Rarotonga, überall standen kleine Satelliten Schüsseln rum.

…eine unserer Reisen, mit kleinem Flugzeug, ich glaube nach Atiu

Nach verschiedenen Reisen zu kleineren Südsee Inseln und Auslandsurlauben in Neuseeland, Australien und auch ein Urlaub in Europa haben wir uns im November 1996 entschieden, eine Saison in St. Moritz zu arbeiten um danach wieder zurück auf den Cook Inseln zu kommen, und als Hotelführendes Ehepaar zu arbeiten…
Es folgt also ein weiteres Kapitel in den Cook Islands, aber ganz anders und kürzer…

Kia Orana
Kia Manuia
Meitaki Maata

Marion

So schön, daher hier direkt:
Antwort von Marie am 18.4.2020

Marion,
I am deeply touched with your story.
I always felt that you were a very special part of our business but I didn’t realize that you obviously thought so too.. such a brave, strong person who always thought the best of every situation.. did not mind giving credit to someone else…Felix is lucky and an obviously someone who read when someone was just basically a good person and fell in love with you encouraged you to come and discover the Cook Islands and found he was so right about this good person..Kia manuia to both always…Marie..
Thank you

…Dear Marie
It was so lovely to read your comment!
Thanks so much for the kind, love filled and happy words.
We are still thinking a lot about the beautiful and always laughter filled times in Rarotonga, especially of you and Don. 
Kia Manuia
and happy birthday totay.
See you again one day
Stay healthy
Love Marion

 

 

WOK’N’Roll

Beschrieb: Rarotonga

Rarotonga (früher auch Oruruti Island, Roxburgh Island oder Armstrong’s Island) ist die am dichtesten besiedelte Insel und mit einer Fläche von rund 67 km² die größte der 15 Cookinseln im Südpazifik. Der Archipel bildet heute das unabhängige Territorium der Cookinseln, das in freier Assoziierung mit Neuseeland steht.
Das Landesinnere ist von Vulkangipfeln, Bergrücken und Regenwäldern geprägt. Rund um die Insel verläuft eine 32 km lange Straße, an der Strände, Küstenlagunen und Riffe mit beliebten Tauch- und Schnorchel plätzen liegen. Der Wanderweg Cross-Island Track führt durch schroffes Terrain und passiert den 650 m hohen Gipfel des Te Rua Manga, der auch als „The Needle“ bekannt ist.

Fläche: 67.39 km²
Bevölkerung: 14’153 (2006)
Breite: 7 km


Cook Island Homepage in Deutsch
Instagram: @cookislands

…weitere veröffentliche Storys aus meinem Floristen leben:
St. Moritz Winter 96/97
1988 Goldmedaille
Südsee Florist Marion
Florist Ausbildung
Gartencenter 98/99
…weitere folgen am besten zum Newsletter anmelden und keine mehr verpassen…

St. Moritz Winter 96/97

St. Moritz Winter 96/97

 

Florist Anekdoten
Wintersaison 1996/1997 St. Moritz

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Felix hatte bei Marguns einen Job, ich im Floral Studio im Dorf und in St. Moritz Bad haben wir gewohnt *Winter 1996/1997

Von der Südsee ins Engadin

Wir (mein Mann und ich) hatten unsere Jobs in der Südsee, genauer gesagt auf Rarotonga, der Hauptinsel der Cook Gruppe.
Da sich ein Zeitfenster von mindestens einem halben Jahr zwischen einem neuen Jobangebot Vorort ergab, wollten wir eine totale Veränderung auf Zeit erleben.
Somit packten wir unsere privaten Dinge in 2 Kartons zusammen und lagerten es bei unseren Freunden auf der Insel ein. Den Rest verkauften wir: das macht man halt so, wenn man als Geselle im Ausland arbeitet.

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…erster Tag im Schnee, der See noch nicht zugefroren.


Über die Zeitschrift Florist hatte ich eine Job für eine Wintersaison in St. Moritz gefunden.
Alles via Fax und Telefon zu koordinieren war nicht so einfach, aber man kannte ja nichts anderes. Wir befanden uns im Jahr 1996.
Mein zukünftiger Arbeitgeber hat sich auf mich gefreut und sogar auch gleich für Felix einen Job organisiert. Und uns eine Adresse vermittelt für ein möbliertes Studio in St. Moritz Bad.
Das kostete zwar extrem viel für unsere Verhältnisse, aber wir hatten ja beide Jobs und wollten nach der Wintersaison auch direkt wieder in die Südsee zurück.
Nachdem wir in Frankfurt gelandet waren, sind wir nach einem kurzen Stopp Over bei der Verwandtschaft in Zürich weiter nach St. Moritz.
Ich kann mich erinnern, dass wir einen totalen Klima Schock hatten.

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…jung und 4 Tage vorher in der Südsee abgeflogen…

Sofort anfangen zu arbeiten

(Südsee in sommerlichen plus 28 Grad verlassen, Engadin in winterlichen minus 12 Grad angetroffen).
Eingeplant waren ein paar Tage Akklimatisieren in St. Moritz und dann mit den neuen Jobs zu starten. Dummerweise haben wir uns bei unseren Arbeitgebern gemeldet. Nur um zu melden, dass wir gut angekommen waren, aber…SOFORT AN DIE ARBEIT! Hiess es.
Denn der Schnee war da und das heisst: los geht’s.
Ich habe im Floral Studio am nächsten Tag meinen Job gestartet, etwas komisch war es schon denn ausser dem „wie ich dachte Inhaber“ und mir war niemand da.
So meine ich mich zu erinnern...
Auch keine Blumen…in solchen extrem abhängigen Orten von Tourismus und Witterung heisst es Vorarbeiten und Produzieren für die Saison.
O.K. womit denn?
Im Sommer wurden dort schon hunderte von Rosen in grossen Kübeln mit Salz getrocknet, sind dann besonders schön und edel (sehen aus wie frisch oder die heute bekannten präparierten Rosen).
Der ganze Keller stand damit voll, auch hatte es weitere Dinge für die Saison.
Unter anderem tolle Bänder: Rollenweise, damals ganz neu mit Drahtkante.

Transport war ja im Winter teilweise nur per Bahn möglich.
Diese Rosen wurden nun (von mir) verarbeitet in Körbe kurz gesteckt mit etwas Floralien aussen rum.
Dicke Masche dran, fertig. Der Preis war je nach Inhalt 300.- bis 400.- chf .
Es machte mir nichts aus, diese Tätigkeit Tage lang zu machen.
Zusätzlich schrubbte ich die Schaufenster und den ganzen Laden.
Und ich fing an, ein zu dekorieren. Die Floristen die in der Sommersaison bis Ende September dort gearbeitet hatten, mussten den Laden verlassen haben, als wenn er gebrannt hätte, glaube ich.
Es sah eher aus wie nach einer Flucht.
Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wie Blumen riechen, die in Vasen in einem abgestellten Kühlraum wochenlang warten bis sie weggeworfen werden….

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Rosenkörbe mit Salzgetrockneten Rosen

Saison hatte noch nicht begonnen

Nun ja, es war echt spannend aber irgendwie war ausser Mitarbeitern von anderen Firmen kaum jemand zu sehen auf der Strasse. Keine Touristen.
Da das Floral Studio nur saisonal geöffnet hatte, wurden Aufträge wie Beerdigungen und so weiter von den anderen Blumengeschäften die 12 Monate geöffnet waren erledigt. Obwohl die Lage unseres Geschäftes mitten im Dorfkern viel besser war.
Mein Arbeitgeber war meistens unterwegs. Zwecks Organisieren von Aufträgen.
Dies ging natürlich mit der Konsumation vieler alkoholhaltiger Getränke einher.
Die ersten 2 Wochen waren vorbei und endlich kann eine weitere Floristin dazu. Herrlich, endlich nicht mehr allein!
Elvira, ein flotter Lockenkopf und toller Typ, für sie die erste Wintersaison ausserhalb von Luzern als Jungfloristin.
So eine tolle flotte Floristin, wir hatten sofort eine Wellenlänge…

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Elvira und Marion, Dreamteam

Anfang Dezember kam dann auch mein Arbeitsvertrag (per Post) und ich hatte den Job als Geschäftsführerin, stolz habe ich unterschrieben.
Man konnte ja nicht eben recherchieren, was das beinhaltete.
Mein erstes Geld erhielt ich für November bar auf die Hand, war ja wie in der Südsee, dachte ich.
Unser Studio in ST. Moritz Bad war wirklich komplett eingerichtet, na klar war ja eigentlich für Ferien Gäste gedacht.
Es waren ca. 30 Wohnungen in dem ganzen Block und die ersten Wochen haben wir dort ganz alleine gewohnt. Toll, die Berg Aussicht und wir hatten unser erwünschtes Kontrastprogramm, mit TV und Schrankbett. Vor der Küchenzeile war eine Gardine mit Eselchen drauf, heute wäre wohl alles Retro und Hip. Damals war es zweckdienlich. Sogar einen Balkon hatten wir, mit einer Lichterkette wurden die Balkonkästen und was darin wurzeln hatte bestückt. Von weitem sah man immer das dort Felix und Marion wohnten.

Freude auf Schnee wie Kinder

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erster Schneemann vor unserem Studio Block in St. Moritz Bad

Andere Saison Arbeiter hatten oft nur ein ganz kleines Zimmer oder sie wohnten in einer WG. Oder im nahegelegenen Italien. Na ja, die hatten ja auch nicht alles was Ihnen vorgeschlagen wurde dann auch direkt aus der Südsee gebucht …
Jetzt sah man auch schon Touristen, wenn auch nur wenige. Seit Elvira da war, ging es auch an Aufträge ausser Haus zu gestalten. Hoteleingänge saisonal mit Winterlichen Girlanden und Dekorationen zu bestücken.
Zum Teil haben wir das direkt im Arbeitsraum gestalten können, sehr oft aber auch vor Ort. In Tiefgaragen oder direkt bei den Eingängen.
Bei minus 12 Grad, alles eine Frage der Organisation.
Froh waren wir über die noch schnell gekaufte Kleidung,
beim Stopp Over in Zürich.
Denn vor Ort gab es ja nur Edelboutiquen oder Saison Angebote vom COOP.
Auch die Bergrestaurants wollten etwas Ausgefallenes. Bei einem haben wir Gondelweise weiss eingesprühte Birkenzweige hochgefahren.
Jeder der schon mal Birkenzweige mit einer Vierergondel auf ein Skigebiet gebracht hat, weiss wie extrem das bricht wenn es gedrückt und gequetscht wird. Oben wurde dann kurz vom Chef erklärt, wie es verarbeitet werden sollte, an der Decke mit Lichterketten und so weiter.
Dann verschwand er mit der Info bis wann es fertig sein muss… da ja dann die letzte Gondel ins Tal fährt.
Vor Ort war Vernetzung und Verbindung wirklich wichtig, wenn ich jemanden um einen Gefallen gefragt hätte, hätte sich sicherlich nichts bewegt.
Aber dafür war ja mein Chef vor Ort.

Palmen auf Pisten

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Auf Glüna eine von 4 Palmen, die anderen standen direkt in der Schneepiste

Bei einer Ski Bar auf der Piste auf über dreitausend Metern Höhe sollten Palmen stehen, super Idee.
Also wenn jemand mal Tipps in der Richtung braucht, einfach mir eine Mail senden, ich melde mich sofort.
Gratis Tipp für Palmen auf der Piste: Holzpfosten ( total 4 Palmen)
ca. 4 Meter lang mit Helikopter anliefern lassen. Aus Italien Palmwedel und Kokosfaser bestellen, diese im Original Karton in die Transportbahn Quetschen.
Vor Ort ganz einfach Palmblätter ähnlich wie in der Natürlichen Form mit Draht befestigen und die Kokosfaser an den Stamm tacken.
Das Ganze mit Hilfe von Pistenfahrzeugfahrern kurz nach der Mittagspause (sonst sind sie weg) in den Schnee buddeln und rammen.
In der Hoffnung es hält.
Und es hat gehalten, und war anscheinend in aller Munde, die Ski Bar mit den Palmen.
Es gibt sicherlich bessere Fotos davon, ich habe tatsächlich dieses eine Bild fast zum Saisonende geschossen, als auch die Palmen am Ende ihrer Pracht waren.
Zu der Zeit hatte man ja nicht mal eben eine Kamera in der Hosentasche.

Zauberei

Es wurde Mitte Dezember und die Strassen füllten sich mehr und mehr mit Touristen und dicken Autos.
Hotels und Einzelhändler waren parat für den grossen Ansturm.
Jeder hatte seine Schaufenster in Szene gesetzt. Wir waren soweit durch mit unseren Saisonaufträgen an Gebäudeeingängen und Hotelempfängen. Gut, war so viel zu finden in den Keller Lagerabteilen.
Eine Floristin kann ja echt zaubern, wenn es an Material mangelt. Schnittblumen erhielten wir direkt aus Italien, so frisch und flott per Zug. Grosse Kartons holte ein netter junger Mann ( Andri ) vom Bahnhof ab und brachte sie uns, gefüllt mit Kompost wurden die Kartons abends wieder bei uns abgeholt und in irgendein Tal oder so entsorgt.
Wir hatten ja kein Firmenauto, also lieferte Andri in seinem Privatwagen morgens und abends Bestellungen aus die nicht von unserer Nachmittags Aushilfe (der zweiten, kleinen Elvira) zu Fuss geliefert werden konnte.
Zum Badrutt’s Palace Hotel lieferten wir mehrmals täglich, das waren ja nur ein paar hundert Meter entfernt.
An die Hotels lieferten wir an die Concierge die direkt bar bezahlten
(Sie haben es ja auch oft bestellt für die Hotel Gäste) Natürlich zahlten sie nicht den Preis auf der Quittung sondern minus 20 %, das war Ihr Anteil plus das Trinkgeld vom Gast.
Manche Concierge waren echt Best Verdiener, man sagte nach einer Wintersaison konnte eine ganze Familie von der Steuerfreien Einnahme bis zur nächsten Saison leben. Isst heute sicherlich nicht mehr der Fall.

vis a vis

Interessant war, die Rechnungen unserer Aufträge wurden geschrieben und bezahlt von einer ganz anderen Buchhaltung, wir brauchten immer nur alles per Post weitersenden und somit war es für uns erledigt.
O.K., das hätte unser Arbeitgeber vor Ort auch nicht machen können, seine Alkohol Exzesse wurden immer extremer.
Er sass vis a vis des Ladens in einer Bar und hat uns immer beobachtet.
Denn wir durften am Abend den Laden erst schliessen wenn 30 Minuten Non Stopp kein Kunde mehr kam. Irgendwie ist immer wieder ein Pelzmäntelchen im Laden gewesen um sich etwas Nettes zu gönnen für die Ferienwohnung oder das Hotelzimmer.
So wurde es oft ca. 21 Uhr bis wir den Laden verliessen.
Falls wir eher zumachten, kam ein Anruf von der anderen Strassenseite:
„ Offen lassen! “ hiess es da nur kurz und schroff.
Natürlich waren wir morgens vor 8 Uhr da, 6 Tage die Woche. Sonntags war der Laden geschlossen, wie die meisten anderen Geschäfte auch.
Aber es sollte alles noch viel extremer werden…

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…das ganze Team Zeitweise waren wir zu viert: kleine Elvira, Marion, Elvira und Corina

 

Die Dekorationen an den ausgefallenen Orten gingen weiter, es war ja noch nicht alles parat für die Hochsaison.
Dafür herrschten wettertechnisch gesehen die besten Voraussetzungen für eine Traumsaison.
Eisige Kälte, immer Minus Grade, der See ist täglich etwas mehr zugefroren. Und klares Wetter tagsüber, Schneefall nachts.
Die ganze Saison hat es bei den Skiliften nicht einen Ausfall gegeben wegen Sturm oder Schneefalls. Aber ich verzettele mich.

…leider haben wir nur dieses Foto gefunden, danke Elvira…

Extreme Situationen

Die Alkohol Exzesse meines Chefs wurden immer extremer und wir bekamen eines Tages die Info des Hauptbüros das der sogenannte ,,Chef‘‘ Ladenverbot hatte und somit auch nicht mehr in die Kasse greifen durfte.
Das war gar nicht so einfach, und sicherlich ganz schweres Brot für Ihn.
Der Austausch des Schlosses wurde nötig.
Es war verständlich und doch tat ER uns irgendwie auch leid.

Obwohl er nicht mehr im Laden war, sahen wir ihn doch tagtäglich:
Vis à Vis in seiner Stammkneipe zu uns rüber schauend.
Erschwerend kam dazu, dass Kunden mit Ihm Bestellungen besprochen haben, die wir dann umsetzten mussten.
Und dann hat er ja auch immer wieder dazwischen gefunkt, bei den Bestellungen vor Ort.

In dem Jet Set Store (bekannte Bekleidungsfirma) wurde von uns die ganze Fassade mit Lichterketten abgehangen.
Was nicht so einfach war, da alles Oben unter dem Dach befestigt und verkabelt werden musste.
Alle Stecker Leisten wurden in Foliensäcke verpackt und am Ende der Lichterketten waren LOT Gewichte vom Bau.
So hingen die Lichterketten schön gerade. Aber alles zu befestigen war nicht gerade einfach bei minus Temperaturen.
Aber die Wirkung war natürlich bombastisch. Heutzutage gibt es dafür Licht Konzepte, aber 96/97 hat man auch so etwas eben beim Florist bestellt. Es wurde schon im Herbst besprochen und danach die Zutaten eingekauft.
Jeder Job wurde trotz widrigen Bedingungen mit Herzblut erledigt.

…da standen früher Blumen…

Stolz und total ausgelaugt

Macht einen ja auch stolz, solche Ideen in die Tat umzusetzen.
Wenn auch bei der Idee manchmal nicht bis ganz zu Ende gedacht wurde.

Ausgefallen waren natürlich auch die wechselnden Dekorationen im Dracula Club von Gunther Sachs.
Wird heute noch mit echten Blumen in einem Club dekoriert?
Die Dekoration umzugestalten morgens um 5 Uhr wenn der Club geschlossen hatte, war auch kein Zuckerschlecken.
Stellt Euch einen Club vor: wenn das Licht angeht und zeitgleich Putzkolonne ihren Einsatz beginnt und Floristik ausgetauscht wird…

Elvira und Corinna hielten täglich die Stellung im Laden, und ich durfte…musste ausserhalb wirken. Ich weiss gar nicht was extremer war.
Die Launen meines Hausverbot ,,Chefs‘‘ ausserhalb des Ladens zu ertragen oder den Laden betreuen und schauen das ER nicht einfach reinkam und in die Kasse gegriffen hat.
Schwierig, schwierig kann ich nur sagen, ich habe nie wieder mit so vielen Ängsten als Floristin gekämpft wie dort.

Witterungsabhängig

Angst hatte man natürlich auch, dass man zu wenig Ware im Laden präsentieren konnte. Mittlerweile war derart viel Schnee auf den Passstrassen, dass es fast nur noch aus Italien Schnittblumen gab.
Diese kamen per Zug.
Zustellungen per Camion-Transport war teuer und wurde mehr für Lebensmittel und andere wichtige Güter genutzt. Wenn dann ein LKW voll war wurden gerne mal die unwichtigen Blumen zurückgelassen in Lagerhallen mit Minustemperaturen, wenn die Ware dann bei der folgenden Lieferung dabei war, zwar erfroren am Ziel…hat keiner dafür gehaftet.
Via Zug aus Italien kamen die schönsten und frischesten Ranunkeln, Stradine Margriten, Freesien, Mimosen, Anemonen, Mohn, Ginster, Coburg und andere Freiland Rosen die ich je verarbeitet habe, da der Weg so direkt und kurz war.

Aber es fehlte an Topfpflanzen, so war es auch schon mal möglich dass wir bei einer neuen Lieferung vom CO OP
(der hatte bessere Transportkapazitäten einmal pro Woche) sofort hin sind und alle Azaleen und Primeln gekauft haben.
Trara, und das Fenster war voll mit den Kälterobusten Pflanzen. Nur wir hatten dann für eine Woche diese Art Topfpflanzen, ideal für Feriengäste mit eigener Ferien Wohnung die so etwas suchten.
Der Preis spielte keine Rolle. Wenn ich ehrlich bin: direkt am ersten Tag gekaufte Pflanzen vom Grossverteiler, frisch und gut im Preis und auch noch oft unter dem Preis den wir als Einzelhändler in der grünen Branche an der Börse bezahlen, ist gar nicht verkehrt.
Traurig, aber das sind bei Grossverteilern halt Lockprodukte im Wegwerfmodus und werden oft unter dem Einkaufspreis verhökert.
Eventuell ändert sich das ja mal bei der neuen Nachhaltigkeitsgefühlswelle. Wünschenswert wäre es.

Spezielle Kundschaft

Die Kundschaft im Laden war auch sehr speziell, ich rede jetzt von der Kundschaft die wirklich nur eine kurze Zeit im Hotel war und dann auf Teufel komm raus geprotzt haben.
Da waren viel Ost Europäer dabei, die ganz frisch Millionäre geworden waren.
Da wurde auch schon mal ein Arm voll Rosen gekauft, die farblich zum Pelz passen mussten.
Wenn man dem Kunden zu verstehen gab, dass die Blumen wegen der Kälte verpackt werden sollten, wurde gerne darauf verzichtet (nicht auf die Rosen aber auf die Verpackung). Denn, Schnittblumen erleiden tödliche Frostschäden bei hohen Minus Grad innerhalb kürzester Zeit, den Kunden war das egal, sozusagen Dekoration bis zum Hoteleingang…im Warmen machten die Schnittblumen dann schlapp und wurden zu Kompost. Innerhalb von Minuten.
Ich gönne jedem alles, aber nur zur Show Geld verpulvern wiederspricht mir total.
Es macht ja auch nicht bessere Menschen aus Ihnen.
Bodenlange Pelzmäntel in grellen Farben waren in, aber wenn sich so eine gekleidete Dame in unserem Blumen Laden in St. Moritz Dorf umgedreht hatte… fiel alles was in Bodennähe stand, um.

Und alle hatten diese kleinen Hündchen. Einmal kam sogar eines direkt vor dem Laden unter ein Räumfahrzeug. Platsch! Hund flach, aber das Original Swarovski Hundehalsband konnte man noch abwaschen und tragen.
Ich nicht…und die Dame auch nicht…die hat sich nicht mal um den toten Hund gekümmert.
Jemand hat den Hund dann entsorgt, und als Belohnung das Halsband behalten.

…so wird in St. Moritz Champagner gekühlt,
bevor mit dem Champagnersäbel geköpft wird…

Show Time

Manche trugen die teuersten Snowboard Bretter und Skis cool quer durchs Dorf.
Natürlich alles passend zum Outfit, einige sicherlich auch mal auf den Berg.
Aber so manche Ski, die nach dem Urlaub am Parkplatz in den Schnee gesteckt wurden waren unbenutzt und immer ein nettes Souvenir von anderen Besuchern der Region.

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Sonntags mal einen Fussweg zur Heidi Hütte und in die Sonne gesetzt…sonst nur schlafen

Es war extrem IN, sich einen geschmückten kleinen Baum zu kaufen für das Hotelzimmer, natürlich fixfertig dekoriert.
Schweizer mit Ferienhäuser und Wohnungen hatten natürlich Ihre privaten Dekorationen und liessen sich einen Baum ungeschmückt liefern. Aber Kurzzeithotelgäste, die in den Weihnachtswochen dort Ihre Zeit verbrachten, wollten ja auch Ihr Bäumchen. Ich werde nie vergessen, was man alles an so einen Baum hängen kann um ihn aufzuhübschen…
auch goldig gesprühte Eierkerzen gehen dann.
Wie ich schon geschrieben habe: eine Floristin kann echt zaubern wenn es an Material mangelt.
Als Team waren wir nie verlegen, das Beste aus einer Situation rauszuholen.
Ein total guter Zusammenhalt war auch bei den herrschenden schwierigen Verhältnissen wichtig. Allem voran hat es immer wieder Elvira geschafft, die Liebe zum Beruf in den Vordergrund zu stellen, das werde ich ihr nie vergessen. Sogar zur Halbzeit der Saison gab es ein Bergfest in unserem kleinen Team.
Hurra, die längste Zeit war um, jetzt wurden die Tage bis zum Saison Ende gezählt.

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Bergfest mit Andri und Felix

Ich hatte in dem letzten Monat so viel Ekel vom dem ganzen Chaos, dass ich mich nach Telefonaten mit dem Büro oder wenn ich den ,,Chef‘‘ nur von weitem gesehen habe, übergeben musste.

…am 23.12.96 von 7.57 Uhr bis am 24.12.96 um 1.44 Uhr, am 24.12.waren es nur 11 Stunden ohne Pause…merci Elvira

Ups…

Auch ich als Geschäftsführerin hatte meine ganzen Überstunden gestempelt. Als ich anfangs März konkret wegen des Geldes nachfragte, wurde mir mitgeteilt, dass man als Geschäftsführung keinen Anspruch auf Überzeit hatte. Mit der Erklärung, dass es sich um ein saisonales Geschäft handelte, das in dieser Zeit den gesamten Haupt Jahresumsatz einnahm. Eine Regelung die irgendwo stand, aber nicht in meinem Arbeitsvertrag. Dort war nur ein Satz mit einem Sternchen (*) gekennzeichnet, aber was das (*) zu bedeuten hatte, stand nirgendwo. Aber im März wusste ich es dann.
All das und meine schrecklichen Frostbeulen haben mich dann derart niedergeschlagen, dass ein Arzt mich für die restlichen 3 Wochen krankgeschrieben hat. Ich war auch nicht mehr fähig, Elvira schaukelte den Laden bei der ausklingenden Saison selbstständig und hat wenigstens Ihre Überstunden bezahlt bekommen. Natürlich zu einem heutzutage viel zu geringen Lohn, aber das war uns ja nicht bewusst.
Ich war um einige Erfahrungen reicher.

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… in der Natur Kraft tanken…

Leider ging es in der Südsee nicht so voran wie wir erhofft hatten.
Das Ziel nach der Wintersaison wäre ja gewesen, direkt wieder dorthin zu fliegen.

Zudem hatte meine Mutter (Florist Meisterin) dann auch noch einen schweren Sturz mit einer gebrochenen Schulter. Ich fuhr für eine Woche nach Paderborn um meiner Schwester im Blumenladen behilflich zu sein. Mehr war mir nicht möglich, denn ich war körperlich und seelisch derart leer, wie selten zuvor.

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SKI Schule…so schön

Meine beste Idee war, dass ich mir nach der Paderborn Woche eine Woche Skischule gönnte.
Es hat mir so gut getan, jeden Tag in einer tollen Gruppe zu geniessen.
Anfängerinnen, ja wir waren nur Mädels! Und alle zwischen 25 und 50 Jahren alt. Michi, ein süsser Skilehrer, der auch gerne mal mit seiner Mädel Gruppe Kurvenwasser getrunken hat, tat uns allen gut. Da fällt man auch schon mal in den Schnee und lässt sich von Michi wieder hochziehen.
Mit seiner Style Sonnenbrille hatte er Augen wie ein Insekt…COOL.

Fun im Schnee…

Zeit für mich

Eigekehrt sind wir bei Felix und seinen Kollegen im Bergrestaurant Marguns. Damals war es das erste Selbstbedienungsrestaurant der Art auf einem Berg. Im Marcho Allegra kann man den Köchen dabei zusehen, wie sie das eben bestellte Gericht zubereiten. Frisch ab Pfanne kommt dann etwa eine knusprige Rösti oder ein feines Hühnchen vom Grill auf den Teller, das man im sportlichen Restaurant geniessen kann.
Felix hatte als Koch dort seine einfachste und coolste Saison seines Lebens.

…die Köche konnten einen immer aufmuntern…nichts sehen, nichts sagen und nichts hören…

Wann kann man als Koch morgens anfangen, und ohne Zimmerstunde ab 16 Uhr frei haben,
und dann mit Ski nach Hause fahren…direkt bis zur Wohnung?
Also Talfahrt bis zum Studio.
Die Ski hatte Felix günstig erstanden direkt am Anfang der Saison.
Als wir Jahre später mal wieder dort waren standen sie immer noch neben dem Hauseingang im nicht abgeschlossen Ski Lock.
Und die Werbeaufkleber meines Arbeitsortes waren noch dran.
Das Blumengeschäft hatte zwischenzeitlich den Besitzer gewechselt, und ist heutzutage eine ganz andere Branche.

Blumenschmuck a la Südsee

Highlight

Ein Floristisches Highlight hatte ich dann doch noch.
In St-Moritz Bad gab es die Blumen Galerie, ein chicer Laden und damals schon mit klarer Linie und ausgefallenen Produkten und Dekoration Objekten.
Aus dem Gespräch unter Kollegen ergab sich einiges und Claudia
(die Besitzerin des Geschäfts) hatte einen Event mit ganz vielen Hawaii Blumenketten in bestellung…das muss so Ende März oder anfangs April gewesen sein. Mit viel Freude und Herzblut durfte ich mitarbeiten.
So hatte meine Saison doch noch ein blumiges Happy End.
Es war so beflügelnd, wenn auch nur ganz kurz, ein Teil des Teams der Blumen Galerie zu sein.

Wettertechnisch hatte ja die ganze Saison keinen Ausfall Tag wegen schlechter Witterung gegeben. Alles lief wie eine Traumsaison laufen sollte.
In diesem Winter fand auch die BOB WM in St-Moritz statt.
Felix Chef war Christian Meili, der Bobfahrer. Die Meili Familie führte alle Celerina Bergbahn Betriebe. Sie hatten einen guten Zusammenhalt und sehr viel Wertschätzung für ihre Mitarbeiter.
Als Abschluss der Saison hat uns Familie Meili für 2 Tage auf Muottas Muragl eingeladen.

Von unserem Wohnzimmerfenster in St-Moritz Bad hatten wir jeden Abend die Lichter weit oben auf diesem Berg gesehen.
Nun waren wir das erste Mal dort, herrlich.
Es war damals noch nicht umgebaut aber die unikate Lage und das tolle Essen hat uns sehr erfreut.

Mein Mann hat zwei Bücher geschrieben über die Zeit in seiner Ausbildung zum Koch und seine Auslandsgesellen Jahre.
Wok’N’Roll. Leider nur noch als E Book erhältlich, überall im Handel.
Natürlich hat er auch über die Saison in St. Moritz aus seiner Sichtweise geschrieben in dem 2. Buch Hot Toque,…da bin ich dann auch mit dabei.
Sehr unterhaltend und spannend zu lesen.
Überall im Handel erhältlich.

An dem Tag als wir aus St. Moritz abgereist sind in eine ungewisse Zukunft, war Sturm.
Alle Lifte standen still, 2 Tage vor Saisonende…

Allegra ( fröhliche ) Grüsse von Marion

Claudia’s Kommentar vom 18.3.2020 direkt hier:
Liebe Marion
wie die Zeit vergeht.
aber klar erinnere ich mich an dich und es war sooo cool dich bei uns im Geschäft zu haben. Stell dir vor, uns gibt es noch immer und wir feiern dieses Jahr unser 25.jähriges Geschäftsjubiläum….
Wer weiss vielleicht besuchst du uns mal wieder im schönen Engadin.
immer noch am selben Ort wie eh und je.
herzlich
Claudia Lischer
Blumengalerie St. Moritz

Als Antwort auf Claudia Lischer von Marion 19.3.2020:
Hallo Claudia, das ist aber toll.
Wie freue ich mich über Dein Feedback, total.
Ich komme gerne mal zu Euch.
Wenn alles wieder im Normalzustand ist.
Pass auf Dich auf und bis hoffentlich ganz bald
Blumige herzliche Grüsse
Marion

…weitere veröffentliche Storys aus meinem Floristenleben:
St. Moritz Winter 96/97
1988 Goldmedaille
Südsee Florist Marion
Florist Ausbildung
Gartencenter 98/99
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Florist Anekdoten               1988  Goldmedaille

Florist Anekdoten 1988 Goldmedaille

1984 habe ich meine Ausbildung zur Floristin begonnen.
Da ich im Elterlichen Betrieb mit Blumengeschäft und Gärtnerei grossgeworden bin, kommt es mir so vor, als wenn meine Zeit in der grünen Branche 1967 begonnen hat…als Baby.
Ich habe mittlerweile so viele lustige Anekdoten und Dinge erlebt dass ich von nun an einige davon hier auf meinem Blog erzählen möchte.
Nach und nach. Ich hoffe, das gefällt Euch.
Ich schreibe nicht chronologisch, sondern so wie es mir in den Sinn kommt.

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teil Gelände Landesgartenschau Rheda-Wiedenbrück 1988

1988 Goldmedaille

„DU hast eine Goldmedaille gewonnen?“ … die Kundin mustert mich von oben bis unten.
Man sieht förmlich wie alle Sportarten der Welt durch Ihren Kopf visuell ablaufen und ich passe mit meinen stämmigen Beinen und pummeligen Figur in keines der Sporttrikots. Ich reagiere um die Frau nicht länger zu quälen und sage: „in Floristik“. „Ach so“ etwas abschätzend wird reagiert…

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Marion, Michael und Jan Dirk bei der offizellen Eröffnung

Gesellenjahre

Im Anschluss an meine Ausbildung habe ich ein halbes Jahr bei der Landesgartenschau Rheda-Wiedenbrück mitgearbeitet, im Floristen Team der Hallenschauen.
Eine Landesgartenschau ist eine Gartenbau Ausstellung die alle zwei Jahre jeweils während sechs Monaten in einem deutschen Bundesland stattfindet. Das kleinere Pendant zur Bundesgartenschau und zur Internationalen Gartenschau.
Bei diesen Freiluft Ausstellungen stehen immer auch mehrere Hallen, die für das halbe Jahr für ca. 15 wechselnde Blumenausstellungen genutzt werden.

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Offizielle Eröffnung Marion und Johannes Rau

Blumenhallen

Sozusagen das Programm für schlechtes Wetter oder aber die etwas bequemere Version.
Auf einer Fläche von ca. 1 500 qm im trockenen liessen sich die Besucher blumig unterhalten.
Das feste Team für die Hallenschauen bestand aus zwei Florist Meistern, und drei Jungfloristen.
Alles Männer ausser mir.
Ich habe danach oft in reinen Männerteams gearbeitet und hatte immer eine gute Zeit…aber auch in anderen Teams.
Unser RARO Floristen Team* (*das war der Name, denn das Team wurde von HW Rankers & HW Roth geleitet) wurde je nach Grösse oder Thema der Ausstellung von weiteren Floristen oder aktiv Mitwirkenden unterstützt.

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Michael, Willi und Hans Werner

International

Einmal waren sogar 2 Japanerinnen dabei für eine Ikebana Ausstellung.
Ikebana ist die japanische Kunst des Blumenarrangierens.
Die hatten Schuhe mit Holzpfeilern an, ich kann mich erinnern dass wir 2 grosse Unebenheiten hatten in der Halle und deshalb bildeten sich dort immer Wasserpfützen.
Das erste Mal das ich gesehen habe, über das Wasser gehen ist doch nicht nur so eine Redewendung…hihi.

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ca. 1988 bei einem Berufswettkampf


Dort in den wechselnden Hallenschauen gab es auch immer Prämierungen/ Medaillen für die Gestaltung der ausgestellten Floralien und für die Qualität der Produkte.
Dies war sehr wichtig für die Firmen die danach mit dem Label Werbung machen konnte. Also auch damals schon wichtig für die Produzenten.
Die Gestaltungsteams waren natürlich auch froh bei einer guten Bewertung.
Manche Pflanzen oder Schnittproduzenten hatten eigene Teams für die Präsentation oder machten die Platzierung und Gestaltung selber.
Je nach Produzent und Budget.

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IGA 1993

Hoch Hinaus

Einer der Floristen Meister (Hans Willi) war recht gross und hatte bei der Gestaltung immer Lust auf Fernwirkung und aha Momente.
Ich denke, dass deswegen auch der höchste Turm mit Blumen circa 6 Meter hoch war.
Ihr denkt jetzt sicherlich, dass wir in einem Gitterkorb mit einem Hubwagen hochgefahren wurden, und dort die Arrangements gemacht haben…NEIN so war es nicht.
Ein Transportrucksack auf die Schultern und hochklettern, war angesagt. Als erstes Steckmasse bereits eingeweicht (also schwer) und Blumen und Beiwerk hochtransportieren und dann dort kreativ gestalten.

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BUGA 1989 Frankfurt

Die Einsätze waren immer extrem.
Die Hallenschauen gingen immer bis Sonntagabend, danach begann der Abbau. Den wir natürlich auch selber machten.
Das Publikum hatte das nach einiger Zeit raus und es war an den Sonntagen immer extrem voll in der Halle.
Kein Wunder, denn beim Abbau waren die Pflanzen ja teilweise noch im top Zustand.
Normalerweise wäre alles weggeschmissen worden, aber die Besucher warteten bis zum Schluss und jeder hatte Freude, etwas Blumiges, wenn auch zum Teil ramponiertes Pflanzengut zu ergattern und mit nach Hause zu nehmen.
Ich weiss gar nicht ob das heute noch so möglich ist. 

Wenn dann nach dem Abbau alles leer war, wurde am Montag und Dienstag der Grundaufbau neu gestaltet.
Das heisst, die nicht festen Einrichtungen stellten wir um und strichen alles frisch. Dispersionsfarbe in 10 Liter Kübeln ging nur so durch, natürlich selber gemischt mit Bohrmaschienen Aufsatz.
Was haben wir gestrichen…somit entstand ein neues Bild und eine andere Wirkung welches die Dauerbesucher sehr zu schätzen wussten.
Diese reisten aus der Umgebung von Rheda-Wiedenbrück an, oder aber von weit her **.

Insta gab es noch nicht

Wie das heute wohl wär, mit all den Instagram Bildern und Instagram Spots?
Ich bin mir sicher wenn es damals schon gewesen wäre; wir hätten einen tollen Insta-Thron gestaltet: immer wechselnd.
Die Menschen würden Schlange stehen dafür…ganz sicher.
So gab es einen Thron für die Geburtstagskinder, und an solchen Tagen wurde man einmal um die Halle gefahren.
Auf dem Foto sieht man Willi an seinem Ehrentagen.

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Nachdem man richtig k.o. war von der körperlich schweren Arbeit des Umgestaltens und den langen, manchmal 14 stündigen Arbeitstagen von Sonntag bis Dienstag, wurden immer ab Dienstagabend die Blumen und Pflanzen angeliefert.
Dann war es endlich soweit: wir begannen kreativ mit Schnittblumen zu arbeiten. Dann kamen auch die zusätzlich aufgebotenen Floristen Helfer an: frisch und munter um uns zu unterstützen.
Denn es musste ja alles fertig werden. Oh wie habe ich es geliebt!
Leider war die Gestaltungszeit immer schnell vorbei.
Dann am Donnerstag kam die Jury um die verschiedenen Gestaltungen und floristischen Arbeiten und auch die Qualität der Produkte der zu bewerten und die Medaillen zu vergeben.
Dort gewann ich dann meine erste Goldene!
Danach wurde die Halle offiziell für das Publikum in Anwesenheit von TV und Presse eröffnet.
Ich erinnere mich an viele Bilder, leider habe ich nur wenige Fotos aus der Zeit.

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Teamgeist

Natürlich hat man als Grundteam auch noch alles reinigen dürfen…und während den Ausstellungen die Pflanzen und Blumen noch giessen und die nicht mehr so frischen austauschen.
Das Frühstück des Eröffnungsmorgens, wie immer hinter der Halle (dort hatten wir einen Bauwagen als Büro und Küche). Man hatte ein paar Stunden lang noch letzte Handgriffe und Erledigungen gemacht und in den Hallen waren schon Besucher und verknipsten 24iger oder 36iger Filme.
Bei uns am Tisch schliefen wir fast beim Kaffeetrinken ein.

RARO Floristenteam

Je nachdem wie lange die Blumen standen (also gehalten haben) wurde dann am folgenden Sonntag wieder abgebaut oder wenn es Pflanzen waren, eine Woche später.

Hans Willi Rankers, Marion Benz und Hans Werner Roth bei einem Treffen 1997


In dem halben Jahr haben wir
(4 vom Team, HW Roth wohnte ja in der Nähe) erst in einem Haus gewohnt, das später abgerissen wurde.
Man war nachts ja zu k.o. um noch nach Hause zu fahren.
Nach der Hälfte der Landesgartenschau wurde das Haus bereits rückgebaut und wir sind in ein ‚Ehrenwertes‘ Haus gezogen.
In eine grosse Wohnung.
Natürlich war man am Freitag und Samstag teils noch im eigenen Betrieb tätig, wenn man sonst nichts zu tun hatte. Das wurde ja auch so erwartet von den Betriebsfamilien…man hatte sich ja schliesslich von Sonntagabend bis Donnerstagmittag ausgeruht…

Klaus Wagener, Marion Benz

In dem halben Jahr habe ich auch Klaus Wagener kennengelernt.
Zwar hatte ich in der Ausbildung über die Berufsschule mal einen überbetrieblichen Lehrgang den Klaus leitete aber da war ich ja nur eine von vielen Floristen.
Er war gerade 1985 Gewinner des Interflora Worldcup in Detroit / USA geworden und anschliessend unterwegs als freiberuflicher Referent, Dozent und Designer für Schulen, berufsständische Verbände, Messen und Unternehmen und somit weltweit tätig.
An einer Sonderausstellung Floristen gestalten mit Blumen war er dabei und hat in unserer WG gewohnt.
Ich erinnere mich noch genau, natürlich haben sich unsere Wege öfters gekreuzt.

In dem halben Jahr habe ich so viel gelernt was meine Ausbildung ergänzt hat… dass es sicherlich nochmals eine kleine Story dazu gibt.
Ich denke oft an die Zeit, und die Grundlage für weitere Landes & Bundesgartenschauen sowie IGA Einsätze.
Es waren einige Einsätze in meiner Floristen Laufbahn als Florist Freelancer, würde mich gerade mal wieder reizen mitzuarbeiten…
Weiter Storys folgen, ich hoffe es hat Euch gefallen meine Geschichte zur unsportlichen Goldmedaille…ich habe viele Medaillen
(im Team und allein) gewonnen in allen Farben.
Natürlich kann man sich nicht an jede erinnern aber es war eine ganz tolle Zeit.
Floristische Grüsse von Marion

* das Team bestand aus : Hanswerner Roth, Hans Willi Rankers, Jan Dirk von Hollen, Michael Wissling und Marion (ich) geborene Potthast  

**163 Tage lang war die Stadt mit ihren damals nur 37.000 Einwohnern (heute sind es gut 12.000 mehr) ein perfekter Gastgeber für die mehr als zwei Millionen Besucher, die von nah und fern anreisten.
Mit dieser großen Resonanz zählt die LGS in Rheda-Wiedenbrück noch heute zu den erfolgreichsten bundesweit.

…weitere veröffentliche Storys aus meinem Floristenleben:
St. Moritz Winter 96/97
1988 Goldmedaille
Südsee Florist Marion
Florist Ausbildung
Gartencenter 98/99

 


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