Gartencenter 98/99

Gartencenter 98/99

Wieder eine Floristen Story aus meiner Zeit als aktive Berufs-Floristin.

In der Südsee (Cook Islands) verlief die Zeit im Sande und wir merkten, dass sich unsere Träume dort mehr und mehr als Schäume aufbrauchten. Wir waren dabei, einen grossen Garten anzulegen
(Nov. 97 bis April 98) für ein neues Hotel Crown Beach
(hat mittlerweile einige Male den Besitzer gewechselt), das wir führen sollten…sobald es fertig war.

Visitenkarten waren parat

Alles sehr vielversprechend, eigentlich.
Der Garten war irgendwann fertig, bei dem Hotel aber erst der zweite Bungalow.

 

Wir sind im Leben schon immer sehr realistisch gewesen und sahen, wie unsere Ersparnisse jeden Tag weniger wurden, und als die Löhne von unseren Arbeitgebern und den anderen Angestellten nicht mehr bezahlt wurden, haben wir schnell gehandelt.
Flugtickets nach Frankfurt gekauft und innerhalb von 2 Wochen waren wir mit einem Mietauto von Frankfurt Airport Richtung Schweiz unterwegs. Cash hatten wir nur wenig in der Tasche.

Good bye Rarotonga kia orana

Kaum Geldreserven (total hatten wir 1300 CHF auf unserem Schweizer Hochzeitskonto) und keinen Job, machte uns keine Angst; wir hatten ja uns und das macht ja zuversichtlich.
Felix Mutter hatte schon geschaut, ob irgendwer auf der Suche nach einem Koch war.
Nicht allzu weit ihres Wohnortes, wo wir im Hobbyraum einquartiert waren, gab es eine freie Stelle: in Kaiserstuhl.

Kaiserstuhl kleinste Stadt der Schweiz.

Es war April, schönes Wetter, also fuhren wir hin.
Uns gefiel das schöne Städtli im Aargau gut. Wir haben eine Tasse Café getrunken beim besagten Wirtshaus in dem sie einen Koch suchten und kurz danach hatte Felix den Job. Auf dem Rückweg zum Bahnhof sahen wir einen Zettel in einem Fenster mit der Info, eine teilmöblierte Wohnung sei dort zu mieten.
Direkt geklingelt und besichtig, coole Dachwohnung mit Freibalken und Individualität.
So waren wir erfolgreich wieder in den Zug gestiegen zu Felix Mutter und zogen nach 3 Tagen aus dem Hobbyraum, der nach Heizungskeller roch, in eine wunderschöne Wohnung in der Hauptgasse in Kaiserstuhl.
Wir brauchten vorerst nur eine Matratze bei IKEA zu kaufen, alles andere war vorhanden oder schnell ausgeliehen von unserem Vermieter
Eric Bachmann.
Eine Mietkaution konnten wir nach ersten Löhnen hinterlegen auf ein Konto, das war für Eric kein Problem.
Auch er als Fotograf war Weltenbummler und daher kulant und entgegenkommend.

Angekommen im Neuen Leben

 

Zu der Zeit wohnten viele Kulturell und Kunstinteressierte in Kaiserstuhl, um einige zu nennen:
Dieter (Max) Moor, Dietmar Schönherr & Vivi Bach, Familie Richner, Ehepaar Martin und Thesi Eberhard…nur eine Auswahl…man kannte sich und es war eine Illustrere weltoffene Ansammlung…insgesamt hatte Kaiserstuhl zu der Zeit ca. 400 Bewohner.

Hausrat

Einige Wenigkeiten an Hausrat hatten wir ja in unserem Gepäck, welches wir noch aus unseren Arbeitsjahren in der Südsee dabei hatten.
Wir sind nie umgezogen mit Containern oder so, immer nur mit dem Maximum an Gepäck und Kilogramm, was erlaubt war.
Damals noch 32 Kg pro Person. Ohne Handgepäck.
Wir sind ja auch noch nie ausgewandert oder so sondern haben als Gastarbeiter in unseren Berufen im Ausland gearbeitet.
Die Unterkünfte waren meistens von den Arbeitgebern gestellt. Teils möbliert.
Nun das ging ja wieder mal recht flott.
Wenn man die Hände frei hat kann man halt auch schnell zupacken.

…unsere Einrichtung hatte natürlich einen Südsee Flair.

Nun brauchte ich nur noch einen Job. Es gab einige aber in der Nähe von Kaiserstuhl nichts Passendes als Florist. Nach Probearbeiten in Zürich habe ich mich dann schlussendlich für eine Stelle als leitende Floristin in einem Familiär geleiteten Gartencenter Künzli in Aadorf/ Thurgau entschieden.

 

100% Florist Job im Thurgau

Da ich immer antizyklisch im Strassen Verkehr unterwegs war, waren die 40 Minuten Fahrt kein Problem.
Das Problem, ein Auto ohne Geld, ohne Kreditkarten, ohne Sicherheiten zu kaufen lösten wir mit sehr viel Glück.
Ein Autodealer in Bachenbülach half uns dabei.
Dieser nette Mensch hat uns auf seine eigene Kappe (und auch noch selbst dafür gebürgt) einen Golf Kombi verkauft. Wir wollten die Verwandtschaft nicht anpumpen und es wurde uns auch nichts von sich aus angeboten, da kam uns dieser nette Mann sehr entgegen.

Soweit musste ich jetzt ausholen denn sonst wäre es eine Geschichte ohne Zusammenhang für Euch.
Und da ich ja meine erlebten Geschichten/Florist Storys schon nicht der Reihe nach schreibe braucht es etwas Einleitung.
Gatencenter Künzli war also mein erster Arbeitgeber in der Schweiz, ausser natürlich die Wintersaison in St. Moritz im Winter 96/97.
Vorher waren wir ja seit 1994 in Rarotonga. Felix und ich hatten 1996 geheiratet in der Südsee aber ich war natürlich erstmal mit Ausländerausweis C in der Schweiz unterwegs.

Auflagen und Hürden genommen

Da musste Frau Künzli, als sie mich anstellte, angeben, dass es im Thurgau oder im Nachbarkanton Zürich zu dem Zeitpunkt keine geeignete Schweizer Floristin gab, die verfügbar war.

Ja ja so war das damals.

Aber ich hatte Glück, eine sehr bodenständige nette Familie war die Firma Künzli.
Allem voran die kleine quirlige Doris Künzli, eine flotte Frau mit verschmitzten Lächeln die alle Zügel in der Hand hatte.
Die Firma wurde 1936 gegründet und 1993 direkt neben dem Freibad in Aadorf entstand das Gartencenter.

 

Schön aufgeteilt war es im Gartencenter und gut durchdacht,
alles Wichtige auf einer Ebene.

 

Gut durchdacht

Verkaufsfläche Gartencenter Künzli 1998

 

 

Im zentralen Gebäude des Blumenladens im UG Pflanzenschutz & Hilfsmittel Verkaufsstelle und Kunden WC und über dem Blumenladen im OG die Büro und Besprechungsräume.
Verbunden wurde dieses über eine grosse Wendeltreppe.
Direkt anschliessend war das Verkaufsgewächshaus mit Floristen Arbeitstisch unter dem Glasdach, und Indoor Pflanzen Punkte Farblich Platziert mit Übertöpfen.
Aber auch Pflanztische mit Grünpflanzen und blühenden Zimmerfreuden mit Wurzeln.
Dahinter eine Ladehalle und die Produktionsgewächshäuser.
Herrlich gemütlich war jeden Morgen das Ritual zusammen einen Kaffee zu trinken zum Znüni.

Znüni

Diese Sitzecke war direkt im Verkaufsgewächshaus und man hatte Blick zum Laden. Falls jemand in der Zeit als Kunde reinkam ging schnell jemand bedienen. Die Znüni Ecke hatte einen Kaffee Vollautomat und jeder der im Verkauf arbeitete erhielt an dem aktuellen Arbeitstag einen goldigen Jeton für ein gratis Getränk. Somit konnte auch ein Kunde dort mal verweilen und sich mit aktueller Lesebroschüre und einen Getränk eine Pause gönnen, für einen sehr moderaten Preis.
Weitere Getränke zahlten die Mitarbeiter dann selber, zum Zvieri oder so.
Die Zeit der 15 minütigen Pause war Arbeitszeit und Arbeitsbesprechung für den Tag und wie bei so vielen Betrieben in der Schweiz ein fester/ wichtiger Bestandteil im Tagesablauf.

Tolles Team Sandra, Marion und Denise

 

Meine Anstellung startete im Mai und ich freute mich extrem, denn direkt neben dem Gartencenter hatte es ein Freibad so schön und leer.
Jeden Mittag ging ich schwimmen, sogar wenn es regnete.
Ich hatte zwar keine Lagune wie in der Südsee aber Wasser und das jeden Mittag für über eine Stunde. Meine Beine sind wirklich nicht schön (waren sie noch nie, werden sie nie) aber bei Wassergymnastik und anderen Bewegungen erträglich. 

Sommer Schnitt Flor

marion-like.com
Vielfalt zum schneiden für Floristik

 

Der Sommer und die Sommerblumen Zeit war ein Traum und viele eigene Schnittblumen Kulturen bescherten uns Floristen eine grosse Vielfalt zum Gestalten.
Was will man mehr, und ich war sehr glücklich, denn nach meiner Zeit in der Südsee war es bei Künzlis doch auch ein wenig wie bei Fleur Wüst in Luxenbourg, wo es auch Familiär und kreativ unter einem Dach war.
Dort in Luxenbourg war ich von 1990 bis 1993, bevor ich in den Pazifik ging und ich freue mich jetzt schon auf die Florist Story über die Zeit dort zu schreiben.

…auch mit dem Gärtnerteam war es lustig, hier mit Marcel.

 

Das Team: sehr gut und fachlich uptodate.
Als ausgelernte Floristin war da Denise: so eine freudige, ruhige, kreative junge Frau mit einem flotten grafischen Kurzhaarschnitt.
Die Farbe konnte immer mal variieren und manchmal war es nach dem Wochenende eine Überraschung, mit welchem Kopf man am Arbeitstisch steht, aber garantiert gute Laune hatte sie immer.
Das Geschäft hatte damals noch direkt im Dorf eine Filiale, welche von Sandy ruhig und zuverlässig geführt wurde.
Die Auszubildende Sandra war mal dort oder bei uns.
Das fand ich ein gutes Rotation System, denn auch wenn die Geschäfte nahe beieinander waren, so ist es doch in einem Blumenladen im Städtli anders als in einem Gartencenter.
Jede ausgelernte Floristin vermittelt ihr Wissen wieder anders.
Auch unsere Chefin Doris Künzli (mit Ihr war ich ab letzten Arbeitstag per Du also Dorli) arbeitete als Floristin im Laden mit.
Sehr gerne auch bei der Orchidee Ecke im Verkaufsgewächshaus oder dort wo es sie brauchte, als Bernerin hatte sie einen lustigen Dialekt.
Berndüütsch und Thurgauerisch.

Damals ganz trendy: Reeb/ Mühlebeckia in gold mit Lichterketten drin.

 

Aufteilung :
Vor dem Laden waren saisonale Topfblumen (hauptsächlich eigene Produktion oder aus der Region) und gepflanzte Gefässe im überdachten Bereich direkt vor der Ladentür. In der Hochsaison war dort direkt eine Aussenkasse in der Nebensaison wurde alles über die Ladenkasse getippt und abgewickelt.
Im Sommer gab es auch Gemüse Setzlinge, und ich denke immer gerne daran weil Felix Grossvater und seine Frau, Grosi und Tädi, aus Zürich gekommen sind und Setzlinge gekauft haben.
Der Weg war das Ziel und nach einem kleinen Schwatz mit mir fuhren sie die 35 km wieder nach Hause mit Setzlingen für 4.80 CHF.
Nach 2 Wochen wurde dann wieder gesetzt. So hatten sie immer frische Salate und nie zu viel miteinander erntereif. Und einen Grund, mich zu besuchen.

Kundschaft

Im Blumenladen war immer Kundschaft.
Wir hatten dort auch immer eine schöne Auswahl an fertigen Sträussen parat. Ein paar Gebinde formal lienal, einige rundgebundene und auch schon etwas Quergebundenes oder andere Stilrichtungen.
Aber mindestens 15 Sträusse in verschiedenen Preisklassen waren parat. Sonst hat man auf Wunsch des Kunden direkt etwas gebunden.
Natürlich auch gesteckte Körbchen aus Resten. Die Auszubildende musste ja in die Materie eingeführt werden. Wenn das Parat war und genug Reserve im Kühler stand, fing man mit Bestellungen für den folgenden Tag an, Trauerfloristik…Brautfloristik usw.

Blumen für Freud und Leid

Brautstrauss Bestellung 1998…auch da hatte ich weisses Sisal schon gerne.

 

Sprach Missverständnisse

Da ich ja hochdeutsch geredet habe (das mache ich auch heute noch…aber jetzt verstehe ich jeden Dialekt, sogar Walliser) gab es natürlich auch Sprach-Missverständnisse. Ich erinnere mich genau, als ein älterer Herr mal im Laden nach einem Chriesibaum gefragt hat. Ich hatte gedacht, er meint Christbaum und sagte ihm verwundert, dass die momentan nicht in Saison sind. Er meinte aber einen Kirschbaum und das war sehr wohl Pflanzsaison. Oder ein Kind hat einmal ganz laut angefangen zu weinen und dicke Tränen vergossen, da dachte ich sofort an eigeklemmte Finger in der automatischen Eingangstür. Aber als ich mit einem kalten, in Wasser getauchten Tuch kam, sagte das Kind der Mutter, es würde weinen weil die Frau so schwätzt. Das Kind hat wirklich so geweint wegen meiner Sprache. In der heutigen Schweiz mit über 25% Ausländer Anteil passiert das wohl nicht mehr.

Sprachprobleme gab es auch beim Bruder vom Chef, dem Gusti.
Aber nicht wegen dem Dialekt sondern wegen seiner Wortkargheit…

Grill Ritual am Samstag

 

Gusti hat Blumen geliefert und samstags in der Sommersaison für alle Mitarbeiter eine Glut beim Grill im Schaugarten vorbereitet, damit wir in der Mittagspause mitgebrachte Grilladen schnell zubereiten konnten.
Toll, so etwas gab es nur bei Künzli.

Berufskleidung

 

Es war eine schöne Zeit im Gartencenter Künzli und ich genoss die regelmässigen Wochenabläufe mit sonntags und dienstags frei.
Felix hatte am Dienstag und Mittwoch frei.
Daher war unser gemeinsamer freier Tag am Dienstag. Wandern, Schwimmen im Rhein, Grillen und Velo fahren.
Zu zweit frei war und ist uns immer ganz wichtig.
Da Felix damals 100% als Koch arbeitete, sahen wir uns ja auch nicht am Abend und somit gab es bei gemeinsamen frei auch immer viel zu erzählen.

…wir genossen unseren kleinen Garten hinter dem Haus, ca. 4qm klein.

 

In unserer Wohnung in Kaiserstuhl flatterten die ersten Rechnungen rein und Felix hatte bis dato ja keinen Bezug zu solchen kontinuierlichen Rechnungen. Er war als 20 jähriger ins Ausland gegangen und kam 10 Jahre später in die Schweiz zurück.
In den Ländern, in denen er arbeitete bevor wir in der Schweiz angekommen sind, wurde alles direkt vom Lohn abgezogen.
Und davor in der Schweiz als Auszubildender wohnte er Zuhause oder in einem Zimmer des Arbeitgebers.

Rechnungen, Krankenversicherung usw.

Felix gewöhnte sich an den Lebensstandard in seinem neuen geregelten Leben.
Aber wir waren in der Südsee so locker unterwegs gewesen,
alles per Du und NO WORRIES.
An einige seltsame Eigenheiten in der Schweiz mussten wir uns erst sehr gewöhnen. Das siezen fremder Leute, zum Beispiel und dass, wenn man etwas anspricht, man sich im Vorfeld schon Gedanken über die Konsequenzen oder ob es eventuell falsch ankommen könnte macht. Oder überhaupt wie es ankommt. Etwas womit ich als gebürtige Westfälin auch am Anfang in der Schweiz meine Probleme hatte.

Andere Länder, andere Sitten

Ich bin sehr direkt und daher kommt man schnell in die Schublade, grob zu sein.
Aber ich bin extrem fein fühlend, aber durch die Sprache ohne Verniedlichungen tönt es in der Schweiz halt oft hart und oberflächig. Manche Fettnäpfchen habe ich nicht nur betreten sondern mich reingesetzt…und dann braucht es zum Teil lange um das wieder auszugleichen und die Balance herzustellen.
Etwas was ich im Laufe meiner bis jetzt 23 Jahre in der Schweiz nach und nach gelernt habe.

Am freien Tag ging es immer mal wieder ins Appenzeller Land, auch heute noch auf unserer Agenda.

 

Schweiz:
Unbegrenzte Freizeit Möglichkeiten

Ich kann mich erinnern, dass wir im Sommer 1998 unseren ersten Urlaub gemacht haben und zwar natürlich bei Familie und Freunden in Paderborn und in den Niederlanden in der Provinz Nordholland.
Toll mal wieder so in der Nähe der Familie zu sein als auf der anderen Seite der Welt zu leben. Aber verwunderlich auch: wenn man nah ist kann man ja jeder Zeit hinfahren.
Mit Felix Mutter hatten wir mehr Kontakt als wir noch in der Südsee lebten. Oder es lag vielleicht daran, dass sie sich genau in der Zeit frisch verliebt hatte.
Wir sahen sie auf jeden Fall sehr selten.

Euphorbia pulcherrima:
blühen in der Südsee im Juni

Weihnachsterne aus eigener Produktion

 

Es wurde Herbst und damit stiegen die Vorbereitungen für die Adventausstellung im Gartencenter.
Es wurde gemeinsam geplant und besprochen wer welches Farbthema umsetzten darf und welche Jöbli erledigt werden mussten.
Da durfte dann natürlich auch das Gärtnerteam mitarbeiteten im kreativ Bereich.
Gut vorbereitet starteten wir und es wurde ein voller Erfolg.
Damals hatten Künzli neben hochwertigen, unikaten Floristik Produkten aus Eigenherstellung auch Paletten Displays mit, zum Beispiel, Reeb Sternen mit eingearbeiteter Lichterketten.
Natürlich in verschiedenen Grössen und Farben.
Ein tolles Ambiente umgeben von Weihnachtssternen aus eigener Produktion.
Den Aufbau und die Displays für handgemalte Kugeln mit ganzen Landschaften drauf, machte dann Dorli Künzli selber. Leider habe ich die Kugel, die sie mir damals schenkte, nicht mehr.
Aber ich erinnere mich genau an die Kugel.
Blauer Himmel und darunter eine weihnachtliches Dorf mit beleuchteten Fenstern war kunstvoll darauf gemalt.

Jahreszeiten: Advent Floristik

Die Advent Floristik wurde für Kundschaft nach Farbwunsch auf Bestellung gefertigt. Nach Grössen und Stilangaben anhand der Ausstellungsgegenstände. Fertige Produkte der Ausstellung konnten ab Montag nach der Ausstellung abgeholt werden und die Nachbestellungen dann termingerecht bis zum ersten Advent.
Die strengste Woche im Jahr der Floristik. Wenn dann noch eine Beerdigung mit Blumenbestellung und weiteres ungeplant kommt schafft man alles nur als gutes Team.
Ein gutes Team das waren wir, und sind zum Teil immer noch im Kontakt gell Denise…

Floristik ist keine Zauberei

Viele Kunden wissen ja gar nicht, dass Floristik ein kreatives Handwerk mit verderblicher Ware ist.
Ja klar, ein Florist ist immer flexibel aber Zauberei ist es keine…sondern Auftragsarbeit in einem kreativen Sektor.
Zutaten und Materialien müssen im Vorfeld auf Blumengrossmärkten und bei Zulieferfirmen organisiert werden.
Tägliches fahren zum Blumengrossmarkt morgens um 5 Uhr.
Ich habe mich immer gewundert, dass Kunden nicht so früh wie möglich vorbestellt haben, wenn es möglich war.
Also nicht zum Beispiel heute kommen und morgen früh abholen und dann sagen: „Aber ich habe doch bestellt“.
Nicht falsch verstehen, aber beim Metzger bestellt man ja auch früh genug.

In Neftenbach (halbe Strecke zwischen Kaiserstuhl und Aadorf) bei einer kleinen Blumenbörse, trafen Dorli und ich uns jeden Morgen.
Sie hatte schon eingekauft und ich durfte noch etwas aussuchen was mir gefallen hat.
Dann gab es einen Café im Stehen und wir trafen uns dann im Gartencenter, auf der Autobahn habe ich sie überholt oder sie mich…immer mit lächeln und winken.

Alex

Alex Künzli 2020

 

Als ich bei Künzli gearbeitet habe war der heutige Inhaber Alex
(Sohn von Erwin & Dorli Künzli) gerade in seiner Ausbildung zum Florist in einer anderen Firma.
Einmal hatten wir eine grosse Menge längliche Tischgestecke auf Vorbestellung.
Da Alex Zeit hatte, entschied Dorli, dass Ihr Spross diese fertigen sollte. Wir haben das Muster gemacht, die Zutaten organisiert und in der Ladehalle hinten bei den Gärtnern war der grosse Tisch zum Produzieren bereit. Ich war vorne im Laden beschäftigt und ging immer mal wieder die Tischgesteck Gruppe bei ihrer Arbeit kontrollieren.
Der erste CC Wagen war gefüllt mit Gestecken aber irgendwie wurde nicht mehr länglich gearbeitet sondern die Gestecke sind nach und nach von länglich zu oval und zum Schluss fast rund gesteckt worden.
Schnell wurde drüber gelacht… und jedes Gesteck umgearbeitet bevor die Chefin es gemerkt hatte…

Ups, kann passieren

Ich kenne solche Fehler von mir selber und von anderen.
Wenn man zum Beispiel eine grosse Menge Tischdekoration wie am Fliessband produziert, also immer etwa sechs Stück gleichzeitig.
Erst das Grün, und dann nach und nach immer nur eine Sorte Blumen.
Das ist besser als jedes Gesteck anfangen und bis zum Schluss fertigen.
Je nach Platzgrösse des Arbeitstisches, ist das sehr rationell.
Aber so etwas kann passieren, wenn man dann noch redet und sich ablenken lässt…

Ich habe in meinem Floristen Leben nur mit einer Person zusammen gearbeitet, die Gestecke alle tupfen gleich gearbeitet hat, schnell war und auch kaum hingeschaut hat. Und gleichzeitig erzählt hat. Und bei der auch keine Steckmasse sichtbar war. Das war ANKE in Luxemburg bei
Fleur Wüst. Diese Story dazu folgt bald.

Die Zeit verging wie im Flug und Felix und ich hatten uns gut eingelebt in der Schweiz. Ein Neues Jahrtausend stand vor der Tür.

Marion, Ria und Norbert Potthast
Meine Eltern: Ria und Norbert Potthast zu Besuch bei Künzli 1999.

 

Spontan habe ich im Oktober 1999 gekündigt, ich glaube es war nach einem Wortgefecht.
Irgendwie standen die Zeichen zum Gehen, aber im Guten und Freundlichen.
Ich werde nie vergessen, was ich bei Künzli alles für mein Leben in der Schweiz als Floristin gelernt habe und bin dafür unendlich dankbar.

Ich habe alle meine Berufs Zeugnisse in einer dicken Mappe.

 

Am selben Tag in der Mittagspause habe ich aus einer Telefonzelle auf folgendes Inserat angerufen:

Inserat welches mit angesprochen hat, und auf welches ich geantwortet habe 1999.

 

Am darauffolgenden Dienstag war bereits das Vorstellungsgespräch mit Rita Meier, und ich hatte einen neuen Job ab Februar 2000 im
Blumenland Meier.

Im Gartencenter hatte ich eine sehr schöne Zeit bis zu meinem letzten Arbeitstag am 24.12.1999. Vollgepackt mit Weihnachts- und Abschiedsgeschenken ging es an dem Tag nach Hause.

Jahrtausendwende

Zu der Zeit hatten alle Angst, was Silvester 99/00 passiert könnte,
wegen der Jahrtausendwende.
Abstürze im Internet wurden vorausgesagt oder auch Verluste aller Bankdaten. Weltweiter Blackout uns so weiter.
Nichts ist passiert, aber auf Nummer sicher haben wir unsere Reise nach Australien und in die Südsee erst am 02.01.2000 angetreten und danach im Februar im Blumenland zu starten.
Wir haben immer schon die Zeit zwischen zwei Jobs genutzt um zu Reisen.

Gebrauchsgegenstand Reisepass

 

Mein Reisepass von damals hat kein leeres Blatt mehr, alle Seiten waren vollgestempelt.
Heute wo Reisen wegen Corona nicht oder nur eingeschränkt möglich und sehr kompliziert ist, bin ich froh, in meinem Leben so viel gereist zu sein.
Soviel, wie möglich war.
Bei Air New Zealand hatten wir so viele Air Points, dass wir immer automatisch einen Business Class Upgrade bekommen haben und um die ganze Welt fliegen konnten, war toll!

Ich hoffe es hat Euch gefallen meine Geschichte aus dem Nähkästchen über Erlebtes als Floristin und unternehmungsfreudiges Wesen.

…weitere veröffentliche Storys aus meinem Floristenleben sind hier auf meinem Blog erschienen:
St. Moritz Winter 96/97
1988 Goldmedaille
Südsee Florist Marion
Florist Ausbildung
Gerne weitersagen…weitere Florist Storys folgen am besten zum Newsletter anmelden und keine mehr verpassen…
ob Story oder DIY…

blumige Grüsse und passt auf Euch auf

Eure Marion